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Sonntag, 7. April 2019

Verlagsinterview Fehnland - 1 Jahr danach

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Bild von Fehnland Verlag
Der Fehnland Verlag hat am 3. April seinen 2. Geburtstag gefeiert. Grund genug, den Gründer Dr. Michael Kracht nochmals zu interviewen. Was hat sich getan in dem einen Jahr, wo es diesen Verlag schon gibt. Ein Interessantes Gespäch erneut auf dem braunen Sofa beim kleinen Bücherzimmer.
Vielen Dank Michael!


  • Wie kommt man zu seinem eigenen Verlag?
    • Die Kurzfassung: Man geht zu seinem zuständigen Ordnungsamt und meldet den Verlag als Gewerbe an; kostet 30 € - fertig, jetzt ist man Verleger.  Die ausführlichere Version: Ich habe immer schon sehr viel gelesen und während meiner Arbeit auf langen Reisen auch angefangen, kurze Geschichten aufzuschreiben. Nach der Beteiligung an einer ersten Anthologie („Der Tag der toten Katze“, Leseratten-Verlag) habe ich Gefallen daran gefunden und selbst eine Autorengruppe ins Leben gerufen. Es entstand die Krimi-Anthologie „teilweise tödlich“, die wir 2016 im Wiener Karina-Verlag veröffentlichen konnten. Das Buch erlebte in kurzer Zeit zwei weitere Auflagen; die beteiligten Autoren wollten unbedingt weitermachen. Also gründete ich einen eigenen Verlag. Heute haben wir 19 Buchtitel im Programm und weitere sechs in der Planung für dieses Jahr.
  • Wie sieht ein normaler Arbeitstag bei Deinem Verlag aus?
    • Es gibt keinen festen Ablauf – der Tag startet meistens mit Büroarbeit, Rechnungen, Buchführung. Am Nachmittag sitze ich dann an Texten – neuen Texten, die mir Autoren zugeschickt haben, und am Lektorat der geplanten Titel. Dann mache ich den Buchsatz, programmiere die E-Books, entwerfe Flyer und Plakate, plane die Beteiligung an Buchmessen – etwa 4 oder 5 jedes Jahr – und versuche möglichst bis 20:00 Uhr Feierabend zu machen, was aber nicht immer gelingt.
  • Was ist das Besondere an diesem Verlag?
    • Als 1-Mann-Verlag kann ich nicht alles machen – das musste ich erst einmal begreifen! Heute beschränke ich mich auf drei klar umrissene Genres: Krimis, Gesellschaftsromane und ab Anfang Mai auch historische Romane.
  • Werbung für den Verlag, wie gestaltet diese sich?
    • Ein wunder Punkt: Werbung ist teuer, als kleiner Verlag kann ich leider nicht alles machen, was ich gerne möchte. Wir sind im Internet und in Social Media - also Facebook und Instagram - präsent, daneben gibt es für Interessierte einen regelmäßigen Newsletter. Für die einzelnen Buchtitel produzieren wir Postkarten, Lesezeichen, Flyer oder auch mal Plakate. Dazu gibt es ein gedrucktes Verlagsprogramm, das vor allem an Buchhandlungen verschickt wird. Dann besuchen wir – ich habe es oben schon erwähnt – 4 oder 5 Mal im Jahr Buchmessen; wir waren jetzt gerade in Leipzig, im Mai sind wir auf der Minipressen Messe in Mainz, und im November wieder auf der BuchBerlin. Buchmessen sind wichtig, da treffen wir unsere Leser, aber auch viele Buchhändler und Verleger-Kollegen.
  •  Wie kommt der Preis von einem Buche zustande?
    • Das ist eine – nicht leichte – Abwägung zwischen den reinen Kosten und der Erwartung des Marktes. Der Markt möchte natürlich möglichst billige Bücher, auf der anderen Seite muss ich sehen, dass ich die Kosten eines Buches auch wieder hereinbekomme. Unsere Taschenbücher liegen zwischen 12 und 16 Euro, je nach Umfang, und die E-books kosten 4,49 oder 4,99 Euro.
  • Wie siehst Du das Verhältnis von E-Books und gebundenen Büchern?  Gibt es vielleicht bald keine gedruckten Bücher mehr? Oder ist so ein Ebook eine gute Ergänzung?
    • Ich bin sicher, dass gedruckte Bücher nicht aussterben werden. In unserem Verlag machen die Ebooks etwa 10% vom Umsatz aus. Aber Ebooks sind ganz sicher auch eine gute Ergänzung. Ich nutze selber einen Reader, wenn ich auf Reisen bin; da sind mir Bücher einfach zu schwer (es ist ja nie nur ein einziges 😊).
  • Was zeichnet in Deinen Augen ein gutes Buch aus?
    • Ein gutes Buch muss den Leser zufriedenstellen, das ist am wichtigsten. Es muss ihn eventuell zum Nachdenken anregen, oder ihn für eine Zeit angenehm unterhalten. Bücher, die der Leser nach einigen Seiten entnervt zur Seite legt, haben ihre Daseinsberechtigung verfehlt! Natürlich gehört zu einem guten Buch auch eine gute handwerkliche Qualität, das heißt, die Rechtschreibung und Grammatik müssen stimmen, die Herstellung des Buches muss in Ordnung sein, der Druck muss lesefreundlich sein.
  • Wie viele Autoren arbeiten derzeit für Deinen Verlag?
    • Wir haben zurzeit etwa 20 Autoren unter Vertrag, dazu kommen noch die Autoren für unsere Krimi-Anthologie-Reihe „teilweise tödlich“ – wir arbeiten gerade am fünften Band. Da sind nochmal je 15-20 Autoren beteiligt.
  • Gibt es Autoren, von denen Du unbedingt mal gerne was verlegen würdest?
  • Die erfahrenen Autoren sind wohl alle bei einem Verlag unter Vertrag und werden keinen Grund haben, zu einem Kleinverlag wie uns zu wechseln. Aber es gibt ganz sicher Autoren – auch bekannte Krimiautoren -, die ich niemals verlegen würde. Aber die werde ich hier nicht benennen 😊.
  • Welche Voraussetzungen muss für Dich ein Manuskript erfüllen, damit es in die engere Auswahl für eine Veröffentlichung gelangt?
    • Es muss spannend sein – egal, ob Krimi oder historischer Roman – und man muss das Potenzial des Autors erkennen können. Wenn die Leseprobe schon erkennen lässt, dass noch gewaltige Arbeit geleistet werden müsste, um das Manuskript druckreif zu bekommen, dann lasse ich lieber die Finger davon. Wie gesagt: Ich bin ein 1-Mann-Verlag mit sehr begrenzten Ressourcen.
  • Wie unterstützt Du die Autoren in Bezug auf Werbung?
    • Internet. Social Media, Flyer, Postkarten, Unterstützung bei Lesungen – aber die Autoren müssen auch selbst aktiv werden, und zum Beispiel ihre Fangruppen im Internet und auf Facebook ansprechen.
  • Wie kommen die Autoren auf den Verlag / bzw. zu diesen Verlag? Welche Kriterien sind da auschlaggebend?
    • Das müsste man besser die Autoren fragen. Viele Autoren meines Verlages haben zum Beispiel in den Krimi-Anthologien mitgeschrieben und sind mir dabei als „begabt“ aufgefallen. Aber das ist nur ein Weg. Viele Autoren sind auch durch eine Vermittlung von Freunden oder anderen Autoren auf uns aufmerksam geworden.
  • Wie sieht die Zukunft aus oder wie könnte die Zukunft aussehen?
    • Die Zukunft bringt vor allem viel Arbeit 😊. Ich habe bereits auf unserer Internetseite ankündigen müssen, dass wir in diesem Jahr kein Manuskript mehr annehmen können, weil unsere Kapazität einfach erschöpft ist. Natürlich gibt es immer Ausnahmen bei besonders interessanten Projekten. Zum Beispiel habe ich gerade die deutschen Rechte für einen skandinavischen Krimiautor übernommen – vier Bände liegen schon vor, weitere sind in der Planung. Ein anderes spannendes Projekt sind unsere historischen Romane. Wir haben dafür extra ein Imprint – also eine Untergruppe des Verlages – gegründet: „Edition Theophanus Töchter – Starke Frauen im Mittelalter“. Die ersten drei Manuskripte liegen vor und im Mai werden die ersten beiden Romane erscheinen. Es geht dabei immer um „Lebensabenteuer“ der historisch belegten Personen; die Abenteuer sind zum Teil erfunden, aber die Personen sind echt.
  • Deine Buchempfehlung für die Leser?
    • Aus meinem Verlag? Da möchte ich am liebsten das allererste Buch des Fehnland-Verlages empfehlen: „Vatermord“ von Gunnar Lade. Ein sehr spannender Krimi um die Hintergründe des Kennedy-Attentates vor 50 Jahren, und als „Folge“ ein Attentat auf den Papst. Fiktion – aber sehr realistisch geschrieben!
  • Und zu guter Letzt, gibt es ein besonderes Erlebnis im Verlag /vom Verlag?
    • Kein Erlebnis, aber ein Ereignis: Im kommenden November werden zwei Autoren aus unserem Verlag (Manfred Lukaschewski und Steintór Rasmussen) auf einer Krimi-Kreuzfahrt durch den Nordatlantik („Crime Cruise“) über die Färöer-Inseln nach Island und zurück teilnehmen und dabei aus ihren – unseren – Büchern lesen. Und einige hundert Krimifans werden zuhören.

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