Diesmal habe ich einen Autor im Gespräch. Nach all den netten Autorinnen (endlich) mal ein netter Autor!!
VolkerBitzer ist nicht ein Teil von den Bremer Stadtmusikanten, obwohl er in Bremen
geboren ist. Nein er ist der Autor von DER Dick-Tossek-Verschwörung.
Und er glaubt zu wissen, wer John ist, der
Auftragsmörder.
Ich
habe Volker ja persönlich kennenlernen dürfen auf der Frankfurter Buchmesse.
Leider ist das zufällige Treffen nicht ganz so toll gewesen, weil ich – zu meiner Scham – erst mal über den Krimi
abgelästert habe. Und wusste nicht, dass der Autor gleich neben mir steht.
Aber wie es
kommt, wurde alles gut und wir konnten dann doch zusammen lachen. So kann es
halt gehen, wenn man einen Autor nicht kennt. Deswegen möchte ich Euch Dick
Tossek, ähm hust, ich meine Volker Bitzer einmal genauer vorstellen.
Also, bevor ihr Kontakt mit dem Auftragsmörder John
aufnehmt, hört erst einmal, was Volker zu sagen hat! Los, rauf aufs braune Sofa und sag, was Du zu sagen hast :-)
Wie kamst Du auf die
Idee zum Buch über Dick Tossek?
„Die
Dick-Tossek-Verschwörung“ ist eine Trilogie. Das Buch besteht aus drei
Novellen, die im Zeitraum von 2011 bis 2016 veröffentlicht wurden. Ganz am
Anfang hatte ich nur die Idee für eine Kurzgeschichte. Diese erste Idee stammt
irgendwann aus der Zeit, als ich Anfang 20 war. Ich hatte eine Szene im Kopf:
Ein Mann ersticht einen anderen Mann, steht in seinem Blut und erfährt durch dessen
letzte Worte, dass er gerade den Falschen getötet hat. Mehr war da nicht. Diese
Idee lag rund zwanzig Jahre in der Schublade. Mit Anfang 40 habe ich sie
rausgekramt und daraus die Kurzgeschichte „Sind Sie ein Freund von Dick
Tossek?“ geschrieben. Das waren nur vier DIN-A-4-Seiten. Aber meine Testleser
sind förmlich ausgeflippt: „Du musst unbedingt weiter daran schreiben“, haben
alle gesagt. Das habe ich getan. Und schließlich ist daraus die erste Novelle
geworden, die der Verlag dann nach dem eigentlichen Titel der Kurzgeschichte
benannt hat: „Sind Sie ein Freund von Dick Tossek?“. Das Buch kam 2011 raus.
Für mich war das Thema damit erledigt. Aber wieder kam es anders. „Du musst
unbedingt einen zweiten Teil schreiben“, haben dann alle gesagt. Und so ging’s weiter.
Bis zum dritten Teil, der das Ende der Trilogie bedeutet. Man soll aufhören
wenn es am schönsten ist.
Wer genau ist Dick
Tossek? Kurze Beschreibung bitte.
Dick Tossek ist der
König der Unterwelt. Das Gefährliche: Er ist ein Phantom. Niemand weiß, wie er
aussieht. Niemand kennt seine wahre Identität.
Sind dort eventuell
biografische Elemente mit darin verarbeitet?
Ja, die gesamte
Trilogie ist durchzogen von Erfahrungen, die ich in verschiedenen
Lebensabschnitten gemacht habe.
Warum bist Du auf die
Idee gekommen, aus drei Krimis einen zu machen?
Krimi-Novellen sind
etwas für Spezialisten – sowohl auf der schreibenden als auch auf der lesenden
Seite. Die meisten Menschen lesen lieber Bücher in Romanlänge. Um dieser
größeren Leserschaft entgegenzukommen, haben der Verlag und ich gemeinsam
beschlossen, die dritte Novelle, „Auge um Auge mit Tossek“, separat nur noch
als E-Book zu veröffentlichen und sie in gedruckter Form mit Teil eins und Teil
zwei zusammen als ein großes Buch anzubieten. Das hat sehr gut
funktioniert.
Ist schon ein neuer
Krimi in Bearbeitung und wenn ja, möchtest Du mir kurz verraten, worum es
diesmal geht?
Aktuell arbeite ich an
einigen Kurzgeschichten. Für ein größeres Projekt habe ich gerade keine Zeit,
weil ich noch sehr mit „Die Dick-Tossek-Verschwörung“ beschäftigt bin:
Lesungen, Signierstunden, Interviews ...
Wärst Du lieber der
Schurke oder der Gute in Deinen Krimis, falls Du dort eine Rolle spielen könntest?
Seien wir mal ehrlich:
Wer will schon der Gute sein? Der Böse darf doch viel mehr. (👍)
Wie recherchierst Du
für Deine Bücher?
Sehr sorgfältig. Wenn
man über die organisierte Kriminalität schreibt, sollte man vorher ordentlich
recherchieren und den jeweiligen Gruppierungen nicht die falschen Verbrechen
zuschreiben. Die Kriminellen sind ja durchaus eitel. Und am Ende des Tages
wollen wir alle in Ruhe unser Bier trinken – ohne uns ständig umzudrehen.
Hast Du lange
gebraucht, um einen Verlag zu finden, der Deine Bücher druckt und herausbringt?
Glücklicherweise ging
es bei mir schnell. Nach einem halben Jahr war alles klar. Das ist aber nicht
normal. Besonders für neue Schriftsteller ist es sehr schwierig, ihre Bücher
veröffentlicht zu bekommen. Die meisten Verlage scheuen das Risiko und setzen lieber
auf bekannte Autoren.
Du warst bestimmt nicht
immer Autor. Welchen Beruf hast Du vor dem Schreiben ausgeführt und seit wann bist
Du am Schreiben.
Ich habe nach meinem
Studium ein Volontariat bei einer Zeitung gemacht und dort das professionelle
Schreiben gelernt. Das war im Jahr 1993. Ich hatte aber bereits vorher
Kurzgeschichten geschrieben, die ich dann – mit meinen neuen Fertigkeiten –überarbeitet
habe. Einige davon liegen sogar noch in der Schublade, andere wurden bereits
veröffentlicht. Ich habe aber immer zwei Berufe gehabt und arbeite bis heute im
Bereich Öffentlichkeitsarbeit.
Hat sich Dein Leben
verändert, als Du Dein erstes Buch herausgebracht hast?
Ja, ab dem Zeitpunkt
war mir klar, dass ich nie wieder vom Schreiben loskommen würde. Das Gefühl,
eine Geschichte fertigzuschreiben und sie veröffentlicht zu bekommen, ist mit
nichts zu vergleichen. Einfach großartig.
Wie sieht momentan Dein
Alltag aus? Wieviel Zeit verbringst Du mit dem Schreiben? Und wie baust Du den
Alltag in das Schreiben ein?
Tatsächlich gehe ich
tagsüber meiner ganz normalen Tätigkeit in der Öffentlichkeitsarbeit nach. Das
Schreiben beginnt dann abends. Manchmal sitze ich bis tief in der Nacht am
Schreibtisch. Wenn ich in einer Geschichte drin bin, kann ich nicht aufhören,
nur weil die Sonne gleich aufgeht. Solange es fließt, muss es raus.
Hast Du noch Projekte,
die Du in Zukunft erreichen willst oder beenden willst.
Ja, die gibt es. Aber
ich muss leider noch darüber schweigen.
Warum schreibst du
gerade in diesem Genre?
Ich habe einfach zu
viele Quentin-Tarantino-Filme gesehen. Genauer gesagt: alle. Und ich habe zu
lange in England gelebt und den dortigen Humor förmlich inhaliert. Wenn man
dann eine Geschichte schreibt, wird das fast zwangsläufig ein schwarzhumoriger
Krimi.
Was hat dir dein Vater
und was hat dir deine Mutter mitgegeben?
Mein Vater starb sehr
früh. Das hat mich sehr geprägt. Ich habe dadurch gelernt, dass man Dinge, die
man unbedingt tun will, nicht aufschieben sollte. Man weiß nie, wie viel Zeit
man noch hat. Von meiner Mutter habe ich das Talent zum Schreiben.
3 Dinge, die zu einem
perfekten Tag dazu gehören?
Ausschlafen. 2. Eine
gute Idee haben. 3. Sex. (😄)
Welcher Film bringt
dich zum Lachen und welcher zum Weinen?
Zum Lachen: Hangover.
Zum Weinen: Der Club der toten Dichter.
Welches Buch kannst du
uneingeschränkt empfehlen und warum?
„Der Prozess“ von Franz
Kafka: ein Meisterwerk, sprachlich und inhaltlich großartig.
Von welchem Buch sollte
man die Finger lassen und warum?
Lesen bildet. Selbst
das dämlichste Buch ist besser als ein Videospiel. Nur von Literatur, die
politisch oder religiös radikalisiert, sollte man die Finger lassen.
Lebensmotto?
Bloß kein Motto!
Was würdest du deinen
Lesern gerne einmal sagen?
Das wissen die alles.
Es steht in meinen Büchern.
Bestimmt wirst
Du oft in Interviews das Gleiche gefragt. Welche Fragen kannst Du nicht mehr
“lesen” und welche Frage würdest Du gerne einmal beantworten?
Die
Frage, die mich jedes Mal befremdet ist, wie lange es dauert, ein Buch zu
schreiben. Dahinter steckt immer der Gedanke des Fragenden: „Wenn ich heute
anfange, bin also auch ich in einem, zwei, drei ... Jahren fertig.“ So funktioniert
das aber nicht, weil die meisten Menschen gar kein Buch schreiben können und
weil jeder unterschiedlich arbeitet. Die Antwort auf die Frage ist also
wertlos. Sehr gerne werde ich zu den einzelnen Charakteren in meinen
Geschichten befragt. Woher die Namen kommen – und warum ich sie grundsätzlich
so angelegt habe.
Planst Du Deine Bücher immer von Anfang bis Ende oder verselbstständigt
sich ein Charakter auch mal?
Ein Grundgerüst zu haben, ist wichtig. Aber man sollte sich selbst nicht
zu sehr einschränken, sonst beraubt man sich der Kreativität. Wenn einem
plötzlich etwas einfällt, sollte man es auf alle Fälle aufschreiben. Bei mir
landet das zwar nicht immer in der Geschichte, an der ich gerade arbeite. Aber
keine Idee ist umsonst. Irgendwann kann man sie wieder auspacken und für eine
andere Geschichte nutzen.
Einmal ganz frech
gefragt: Wieso führe ich das Interview mit dir?
Weil Du so schlau
warst, „Die Dick-Tossek-Verschwörung“ zu lesen, obwohl Du nach dem Klappentext
dachtest, das Buch würde Dir nicht gefallen. Jetzt weißt Du, dass es großartig
ist und willst alles über mich erfahren :-)))
(Das stimmt, nun hat mich das Dick Tossekt Fieber auch gepackt. Aber auch Volker ist mir echt sympathisch geworden. Ich mag seinen schwarzen Humor!)
Wie
gehst du mit negativen Rezensionen um?
Bislang
hatte ich Glück und wurde sehr gelobt. Aber nicht jedem gefallen schwarzer
Humor, explizite Sexszenen und Mord und Totschlag. Das ist mir als
Schriftsteller bewusst und geht selbstverständlich in Ordnung.
Was
magst du überhaupt nicht in Büchern?
Szenen,
die ich schon Tausendmal gesehen oder gelesen habe, nerven mich: Wenn zum
Beispiel ein Flüchtender in sein Auto steigt und der Wagen nicht anspringt. Das
ist der größte Mist. Die Häufigkeit, mit der das in Geschichten passiert, steht
in keinem Verhältnis zur Realität. Es ist schlichtweg nicht originell. Einfach
nur langweilig. Und das in einem Augenblick, in dem es eigentlich spannend sein
sollte. Was ich aber grundsätzlich in Büchern nicht mag, sind Schriftsteller,
die ihren Lesern die Zeit stehlen. Seitenlange Beschreibungen von Landschaften,
der Speisekarte eines afrikanischen Restaurants oder der Form von Kieselsteinen
in der Auffahrt: So etwas bringt eine Geschichte nicht voran. Das ist
Zeilenschinderei auf Kosten des Lesers.
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