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Sonntag, 7. Mai 2017

Interview mit einen Autor -- diesmal Andreas Schieck



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Wenn man Blaulicht hört, denkt man an vieles. Polizei, Feuerwehr oder Krankenwagen. Aber nicht an eine Krimireihe. Und schon gar nicht an einen Autor. Andreas Schieck ist so ein Autor von der Krimireihe (Bücher von ihm im Anhang). Außerdem ist er sehr vielseitig. Was der nicht alles schon gemacht hat in seinen Leben!
Werkzeugmacher, Flugzeugtechniker aber auch Opernsänger und mit Blaulicht verbindet ihn nicht nur die Krimireihe. Nein, er ist auch bei der Feuerwehr. (Mehr erfahrt ihr im Interview.)

Andreas SchieckUnd AndreasSchieck ist auch Filmemacher. Eines seiner kleinen Werke, was viel Arbeitsaufwand ist, wie er mir mal persönlich verraten hat, handelt über die Leipziger Buchmesse. Ich habe davon schon berichtet.
So wie ist es aber, wenn ein so vielschichtiger Mann auch Krimis schreibt. Das hat Andreas mir auf dem braunen Sofa verraten.

(Bild: das-syndikat.com) 


Hallo Andreas.
Wie kamst Du auf die Idee zum letzten Buch?
Mir spukte schon lange eine Geschichte mit geschichtsträchtigem Hintergrund im Kopf herum. Helmut Block hatte da so eine Idee und da habe ich diese Geschichte, die ihre Wirkungen bis in die heutigen Tage hat, entwickelt. Die ganze Geschichte ist im Epilog zusammengefasst.

Sind dort eventuell biografische Elemente mit darin verarbeitet? ­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­
Biografisches verarbeite ich grundsätzlich nicht, wenngleich ein Schriftsteller nicht aus seiner Haut kann. Ich glaube, es sind hauptsächlich die Erfahrungen und Sichtweisen, die einem im Leben begegnen, die einfließen, ohne autobiografisch zu sein oder auch zu wirken.

Ist schon ein neuer Krimi in Bearbeitung und wenn ja, möchtest Du mir kurz verraten, worum es diesmal geht?
Ja, es gibt einen neuen Krimi und er handelt vom Wein. Ziemlich viel davon sogar.

Wärst Du lieber der Schurke oder der Gute in Deinen Krimis, falls Du dort eine Rolle spielen könntest?
Zu meinen Figuren habe ich ein sehr innig-distanziertes Verhältnis. Klingt widersinnig, oder? Da ich versuche, jede einzelne Figur authentisch wirken zu lassen, muss ich in gewisser Weise ihre Gefühlswelt in der Situation, die sie durchleben sollen, verinnerlichen. Andererseits darf ich nicht darauf verfallen, eine der Figuren dem Vorzug zu geben, weil die anderen dann ziemlich blass dastehen würden, was sehr wahrscheinlich kaum lesbar sein würde. In dem Moment, wo ich die Figuren führe, ihnen Dialoge gebe, sie handeln lasse, bin ich mit und in ihnen. Aber sie sind sofort wieder im Setzkasten, wenn sie ihre Funktion erfüllt haben.

Wie recherchierst Du für Deine Bücher?
Internet sei Dank. Hier gibt’s viele Informationen. Es kommt ja gar nicht so sehr darauf an super genau zu sein. Ich schreibe Romane, keine Dokumentationen. Ansonsten nehme ich, was ich kriegen kann. Zeitungen, Bücher, Lokalfernsehen und wenn es erreichbar ist, dann auch mal ein Wochenende vor Ort. Da wiederum versuche ich mit Leuten in Kontakt zu kommen, um etwas von der Stimmung einzufangen. Das brachte mir schon einmal wunderschöne Aufnahmen in einem alten, nicht mehr betriebenen Weinkeller in Freyburg an der Unstrut.

Hast Du lange gebraucht, um einen Verlag zu finden, der Deine Bücher druckt und herausbringt?
Zehn Jahre sind wohl in Literaturkreisen eine relative Zeit.

Schreibst Du nur Krimis oder auch andere Genrebereiche?
Nein, allerdings habe ich bislang nur Krimis veröffentlicht. Wie jeder Schreiberling hat man noch jede Menge Halbfertiges im Kasten (was ja heute Rechner sind) und noch viel mehr Graupen im Kopf.

Du warst bestimmt nicht immer Autor. Welchen Beruf hast Du vor dem Schreiben ausgeführt und seit wann bist Du am Schreiben.
Ich bin auch heute nicht ausschließlich Autor, da ich nicht einsam und verlassen verhungern möchte. Gelernt habe ich einmal Werkzeugmacher. Dann war ich Flugzeugtechniker, Entwicklungsmechaniker, Verfahrenstechniker, Redakteur, Vertriebsaußendienstler, Opernsänger im Extrachor, Fertigungskonstrukteur, Auftragsvorbereiter und bin heute Abteilungsleiter in der Warenausgangskontrolle und nach wie vor bei der Feuerwehr.

Wann hast Du herausgefunden, dass Du das Schreiben hauptberuflich machen möchtest?
Diesen Zahn habe ich mir selbst gezogen, siehe Antwort oben. Wenn man nicht von der Schreibe leben muss, hat man die Freiheit etwas zu tun, oder eben auch nicht. Das ist etwas wert. Jeder, der einer künstlerischen Tätigkeit nachgeht muss wissen, dass er mit dem Beginn seiner Arbeit auch gleichzeitig ein Verfallsdatum hat. Vor allem jungen Leuten sollte das eindringlich klar gemacht werden. Das Bild vom wohl situierten Künstler mit dickem Bankkonto in der Öffentlichkeit trifft nur auf eine mikroskopisch kleine Gruppe von Leuten zu.

Hat sich Dein Leben verändert, als Du Dein erstes Buch herausgebracht hast?
Grundsätzlich nicht, außer dass man sich daran gewöhnen muss, von da ein Leben mit veröffentlichten Büchern zu führen. In der Zeitung erscheinen Artikel, man wird von vollkommen fremden Leuten erkannt und man setzt sich öffentlich der Kritik aus, der positiven wie negativen. Man sollte eine gewisse Gelassenheit mitbringen. Am Anfang ist die Aufregung etwas groß, hat man doch etwas getan, was in der engeren und weiteren Gegend keiner für sich verbuchen kann. Das gibt sich wieder.

Wie sieht momentan Dein Alltag aus? Wie viel Zeit verbringst Du mit dem Schreiben? Und wie baust Du den Alltag in das Schreiben ein?
Da ich berufstätig bin, ist die Zeit bis zum späten Nachmittag immer vollkommen verplant. Schreiben ist immer im weiteren Sinne zu sehen. Dazu gehört natürlich zunächst einmal einen Plott zu entwickeln, ihm eine Form zu geben und wenn alles fertig ist, das ganze aufzuschreiben. Ansonsten gibt’s auch noch den ganz normalen Alltag, wo man sich was kaufen muss, damit man nicht entkräftet und in zerschlissenen Klamotten am Rechner für immer einschläft. Was dann noch übrig ist, bleibt fürs Schreiben und für sonstige Musen. Jeder Tag läuft da anders, aber wenn man das Fernsehen weg lässt, bleibt immer noch ausreichend Zeit für ein, wie ich finde, produktives und spannendes Hobby.
(Ich finde, Andreas kann so gut bildlich erzählen, dass man stets die Bilder vor Augen hat. Ich habe ihn ja persönlich kennen lernen dürfen und fand auf der LBM seine  „Erzählkunst“ gut und interessant.)

Hast Du noch Projekte, die Du in Zukunft erreichen wollen oder beenden wollen.
Projekte gibt’s wohl immer. Da liegt noch eine Art Abenteuerroman als Trilogie herum, die vollkommen umgeschrieben werden muss, es sind noch Romanideen vorhanden, wo es sich lohnen würde, zumindest den Rahmen zu entwerfen, dann gibt es noch die Sammlung der sogenannten wahren Geschichten, die mal aufgeschrieben werden müsste, es existiert auch noch...
(Uh, wahre Geschichten. Das ist voll mein Ding)

Warum schreibst du gerade in diesem Genre?
Krimis haben mich immer schon interessiert und zuweilen fasziniert. Warum sich nicht also selbst einmal daran versuchen? Außerdem ist vielleicht der Einstieg etwas einfacher, als bei den gedankenschwangeren, dickleibigen, tiefgründigen und vollkommen humorlosen Schriften der sogenannten Weltliteratur.

3 Dinge, die zu einem perfekten Tag dazu gehören?
Leichter Nieselregen bei angenehmen Temperaturen, dazu ein trockener Wein mit der richtigen Betriebstemperatur und natürlich kein Lärm um nichts.

Welcher Film bringt dich zum Lachen und welcher zum Weinen?
Filme bringen mich allenfalls noch in Rage, weil die Plotts immer inhaltsleerer zu werden scheinen und die Dramaturgie durchsichtig ist, wie eine Milchglasscheibe im Vakuum. Auch Filme mit Unterhaltungswert, also wo einem alles weh tut vor Lachen, dürfen eine gewissen Inhaltstiefe haben, hintersinnig sein. Aber es scheint tatsächlich jemand zu wollen, dass niemand mehr Nachdenken muss. Und so wird ein Billigschrott nach dem anderen produziert oder importiert. Dieter Hildebrandt sagte einmal, es sei keine Frage mehr, ob die Deutschen verblöden, sondern nur noch wann es so weit ist. Ich glaube es ihm.
(Ja, da stimme ich ihm teilweise zu. Was heutzutage an Sendungen gibt, das tut schon weh)

Welches Buch kannst du uneingeschränkt empfehlen und warum?
Da gibt es nichts bei mir. Ich finde, Bücher sind für alle da und jeder muss sich seine Welt selbst zusammen lesen. Aber lesen. Dass ist das Entscheidende. Dabei sollte immer alles mich noch nie auf Meinungen verlassen, die mir vorgegeben wurden und dessen Hintergründe zur Verfügung stehen, egal ob es giftig ist oder banal. 

Von welchem Buch sollte man die Finger lassen und warum?
Steckt in der vorigen Frage  drin.

Lebensmotto?
...ist veröffentlicht in „Mord vor dem Tod“ und lautet: „Es gibt keine allgemeingültige Wahrheit, sondern nur eine persönliche. Das wiederum gilt allgemein.“

Was würdest du deinen Lesern gerne einmal sagen?
Lest, was ihr vor die Nase kriegt und denkt daran, der Autor dahinter ist nicht Dr. Allwissend. Er möchte euch nur ein bisschen unterhalten und wenn ihr Spaß daran habt, dann bin ich damit vollkommen zufrieden und habe am anderen Ende meine Freude daran. 

Bestimmt wirst Du oft in Interviews das Gleiche gefragt. Welche Fragen können Du nicht mehr “lesen” und welche Frage würdest Du gerne einmal beantworten?
Am meisten scheint die Leute zu interessieren, wie lange man an was schreibt und wann man das tut. Hängt wohl damit zusammen, dass sie sich das nicht vorstellen können und gar nicht so selten glauben, als Schriftsteller führe man ein wild-romantisches Leben und man wird dauernd von der Muse geknutscht. Ich erkläre es ihnen halt, wie ich es mache und weiß, dass es kaum jemand glaubt. Sei es drum. Ich werde auch in Zukunft diese Frage geduldig beantworten, da sie ja aufgrund der Häufigkeit eine der großen Wissenslücken sein muss. Ich mag es einfach, wenn ich Leuten etwas erklären kann und sie es verstehen. Der Gedanke an eine womöglich aufkommende Konkurrenz ist absurd.

Planst Du Deine Bücher immer von Anfang bis Ende oder verselbstständigt sich ein Charakter auch mal?
Ich gestatte meinen Figuren und der Handlung nur in der Entwicklungsphase Selbstständiges. Wenn der Plott steht, wird davon nicht mehr abgewichen (das gilt natürlich nicht für Nuance, wo was fehlt oder was zu viel ist). Das Schreiben ist letztlich nur noch eine Art Fleißarbeit. Ansonsten käme ich nie zum Ziel, was feststehen muss und so genau wie möglich ganz am Anfang ausformuliert wird. Erst dann geht es in den Ablauf. Heißt also, ich plane durch. Das erspart Ärger bei der Vollendung.

Hast du selber schon mal die Orte/Gegenden bereist von denen Du in deinen Romanen so schreibst? Und was lässt Dich immer wieder solche Orte für Deine Romane auswählen?
Wie ich schon bei den Recherchen schrieb war ich da, wenn sich die Orte erreichen lassen. Ich finde, Orte müssen irgendwie immer etwas zur Handlung passen. Jetzt frage mich nicht, was damit gemeint ist. Dafür habe ich keine vernünftige Antwort.

Einmal ganz frech gefragt: Wieso führe ich das Interview mit dir?
Weil du furchtbar neugierig bist, es dir in den Kopf gesetzt hast, dir noch so ein Exemplar wie ich in deiner Sammlung fehlt, du was für dein kleines Bücherzimmer brauchst, du einfach mal wissen wolltest, was mir dazu einfällt und du deiner Umwelt mitteilen möchtest, was dir so für merkwürdige Buchstabensetzer über den Weg laufen.
(Und ich freue mich, dass so ein Exemplar gerne mein Interview beantwortet hat)

Wie gehst du mit negativen Rezensionen um?
Ich zerreiße sie in der Luft, lasse die Fetzen sinken, hebe sie auf, setze sie sorgsam wieder zusammen, gucke dann mal nach, was wirklich da steht und freue mich, dass einer auf meine Äußerungen reagiert hat. Mein Werk war also interessant genug, es unter die Lupe zu nehmen. Kleiner Nebeneffekt: Es bekommen noch mehr Leute mit, dass da was ist.
(haha, ich kann mir das gerade bildlich vorstellen)

Was magst du überhaupt nicht in Büchern?
Kleckse und fehlende Seiten.



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