Foto von Elke Weigel |
Heike Fröhling, Leonie Haubrich – jeder kennt
die Autorin(nen)! Oder doch nicht? Und klingelt es bei Euch, wenn ich von der
Autorin am Waldesrand
spreche? Ja, oder? Ich gestehe, ich beneide Heike Fröhling um ihren Arbeitsplatz. Was gibt es schöneres als am Waldrand zu arbeiten! Aber nun gut, wir
wollen ja nicht über die Arbeitsstätte reden, sondern um die Autorin. Und da ist
sie eben vielseitig. Krimis wie „Je
schwärzer die Nacht“ (übrigens sehr spannend!) oder ein Liebesroman „Die
Zärtlichkeit des Augenblicks“ sind aus ihrer Feder entstanden. Auf meinen SuB
(zu meiner Schande) liegt immer noch „Liebe auf 12 Pfoten“. Aber wer ist
nun Heike Fröhling bzw. Leonie Haubrich? Die nette Waldrandbewohnerin hat mir
hier und heute meine Fragen beantwortet. Und das nicht nur auf lose Blätter :-) Ganz herzlichen
Dank, liebe Heike.
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Du schreibst ja auch
unter Leonie Haubrich. Warum ein zweiter Autorenname?
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Angefangen zu schreiben habe ich mit dem, was
man bei „gehobener Unterhaltung“ einordnen würde. Liebesromane an der Grenze
zwischen Unterhaltung und Literatur. Da passte mein richtiger Name wunderbar
und dafür steht er auch: Für Liebesromane, die manchmal etwas Poetisches haben.
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Bei Fröhling denkt man allerdings an eine
Mischung aus Frühling und fröhlich – beides passt nicht zu Thrillern. Und da
auch die Liebesromanleserinnen meistens eher keine Thriller lesen, habe ich
mich entschlossen, einen zweiten Namen zu wählen. Leonie war meine Idee.
Haubrich schlug meine Tochter vor. Ich habe gegoogelt, nichts zu dem Namen
gefunden, da war er ganz passend. Hinterher habe ich sie mal gefragt: Wie kamst
Du denn auf „Haubrich“? Und sie sagte: „Von Hau mich.“ ;-)
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Wie kamst Du auf die
Idee zum letzten Buch?
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Ich liebe die Rheinhöhen. Sie haben eine ganz
spezielle Atmosphäre. Im Sommer und Frühling ruhig, idyllisch. Gerade an
Wochentagen auf dem Rheinhöhenweg ist es so ruhig, da kann es sein, dass man
stundenlang niemandem begegnet. Die Burgen, die Wälder, dieses Auf und Ab
zwischen all den Ausläufern der Berge drumherum, die Schluchten und Täler, das
hat etwas. Das Johanneskloster gibt es nicht, es ist eine Mischung aus all den
Ruinen, die es dort gibt, in denen ich Pause gemacht habe. Dort kam mir auch
die Idee zu dem Roman, gemischt mit einem Zeitungsartikel über verschwundene
Kinder in Deutschland.
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Sind dort eventuell
biografische Elemente mit darin verarbeitet?
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Nichts, was den Figuren passiert, findet sich in
meinem Leben. Nur die Erlebnisse nachts auf den Rheinhöhen, die hatte ich auch,
aber in anderer Weise. Ohne Handyempfang ist man dort mit einer Kartenapp
völlig aufgeschmissen, das hatte ich nicht bedacht. Dann wurde es dunkel. Dann
im Wald zu sein, das ist schon ein Erlebnis der anderen Art. Umgeben von
Wildschweinen, Rehen und anderem Kleingetier, irgendwo zwischen Hügeln, man
nicht weiß, wohin man soll, das ist schon erschreckend und auch beeindruckend.
Ich hatte mich schon darauf eingerichtet, die Nacht auf einem Hochsitz zu
verbringen, als ein Bachlauf mich doch zum Rhein hingeführt hat.
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Ist schon ein neues
Buch in Bearbeitung und wenn ja, möchtest Du mir kurz verraten, worum es
diesmal geht?
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Gerade plane ich drei Projekte gleichzeitig,
gucke, welches davon sich in den Vordergrund schiebt. Das sind zwei
Liebesromane und ein Thriller, der eine Fortsetzung von „Was du nicht siehst“
wäre. Ich bin selbst noch gespannt!
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Wärst Du lieber der Schurke oder der Gute in
Deinen Krimis, falls Du dort eine Rolle spielen könntest?
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Da ich mit einem Mord niemals leben könnte und
die Schurken auch morden, würde ich mich definitiv für die Rolle der Guten
entscheiden :-)
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Wie recherchierst Du
für Deine Bücher?
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Bei den Liebesromanen, die in dem Verlag von
Amazon erschienen sind, ist es komplizierter, da reise ich an die
Handlungsorte, sichte Quellen, rede mit Menschen, die mir etwas zu dem
historischen Hintergrund aus eigenem Erleben sagen können.
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Bei den Thrillern greife ich auf das zurück, was
mir begegnet, in Zeitungsausschnitten, in der Fantasie, als Gedankenspiele auf
meinen langen Wanderungen. Da sind es meistens die Orte mit ihrer Atmosphäre,
die mich zu den Handlungen führen.
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Hast Du lange
gebraucht, um einen Verlag zu finden, der Deine Bücher druckt und herausbringt?
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Im Nachhinein ist es schon krass, wie leicht ich
es in der Hinsicht hatte. Schon bevor 1998 mein erstes Werk fertig war, hatte
ich dafür einen Verlagsvertrag. Es war eine Erzählung über Liebe und
Mathematik, die ich in der Autorengruppe Koblenz vorgestellt hatte. Dort saß
der Lektor eines Kleinverlages, der auch schrieb. Ich hatte ihm mein bisheriges
Manuskript gegeben und ihm hat es sehr gut gefallen. Was für ein Glück das war,
habe ich erst im Nachhinein begriffen, damals dachte ich: Das geht eben so.
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Du warst bestimmt
nicht immer Autor. Welchen Beruf hast Du vor dem Schreiben ausgeführt und seit
wann bist Du am Schreiben.
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Geschrieben habe ich schon seit
Grundschulzeiten. Als Beruf wollte ich Lehrerin für Deutsch und Musik werden,
habe auch das Referendariat gemacht und im Schuldienst gearbeitet, weil ich
immer gehört habe: „Schreiben ist kein Beruf.“
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Damals gab es noch kein Internet und das, was
ich bei Autorenbiografien gelesen habe, klang auch nicht sonderlich
vielversprechend. Da tauchten immer irgendwo Verleger aus dem Nichts auf und
ich kannte keine Verleger. Die gab es in meiner Welt auch nicht, dort traf ich
eher auf Ärzte, Juristen, Lehrer. Aber Verleger? Sie waren die dubiosen
Geschöpfe in meiner Welt. Und da Autoren laut der Biografien auch den Hang
hatten, früh zu sterben, tragisch zu enden, gescheiterte Beziehungen zu führen,
erschien mir ein „vernünftiger“ Beruf auch sinnvoller.
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Wann hast Du
herausgefunden, dass Du das Schreiben hauptberuflich machen möchtest
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Wollen tat ich es schon, seit ich 16 war, nur
der Weg war das Problem :-)
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Von Romanen zu leben, das habe ich erst seit der
Möglichkeit vom Selfpublishing geschafft, obwohl ich schon vorher mit Aufbau
einen Verlag hatte, mit dem ich mich nicht verstecken musste. Doch erst die
höheren Tantiemen beim E-Book und die bessere Vergleichsmöglichkeit durch das Internet
mit seinen Foren und allen frei verfügbaren Informationen hat es mir erst
ermöglicht, das journalistische Schreiben ganz außen vor zu lassen und mich auf
Bücher zu konzentrieren.
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Hat sich Dein Leben
verändert, als Du Dein erstes Buch herausgebracht hast?
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Nicht wirklich. Eine Buchherausgabe ist erst
einmal sehr virtuell, es verändert nichts am Alltag. Man tut, was getan werden
muss, schreibt dabei. Hinterher war es genauso. Ich tat, was getan werden
musste, schrieb in jeder freien Minute. Es war längst nicht der Knall wie bei
Joanne K. Rowling oder anderen Autoren, von denen man liest. Es kam nicht viel
Geld dabei rum, es gab ein paar Lesungen, Zeitungsberichte. Die Anerkennung war
mehr ein stilles Freuen.
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Wie sieht momentan
Dein Alltag aus? Wieviel Zeit verbringst Du mit dem Schreiben? Und wie baust Du
den Alltag in das Schreiben ein?
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Mein Tag ist aktuell zweigeteilt: morgens nach
dem Aufstehen breche ich in meine Waldhütte auf, habe dort meine Welt, in der
ich kreativ bin. Gegen Mittag / Nachmittag kehre ich dann nach Hause in mein
Leben mit Mann und Kindern zurück. Kurz vor der Veröffentlichung reicht das
zeitlich nicht aus, da arbeite ich im Grunde pausenlos, unterbrochen vom Essen
und gekürzten Schlaf, sitze auch am Nachmittag und Abend mit dem Laptop auf dem
Sofa, kümmere mich gleichzeitig um anstehende Klassenarbeiten bei den Kindern
oder darum, was sonst noch ansteht. Momentan bin ich in einer solchen
Intensivphase, da schreibe ich so gut wie die gesamte Wachzeit und träume sogar
vom Schreiben. Abschalten geht dann nicht wirklich, einen Alltag gibt es in der
Form dann auch nicht mehr, der läuft nebenher und streckenweise auch an mir
vorbei. Für jeden, der eine Festanstellung hat, wäre so etwas der Horror, aber
für alle meine befreundeten Autorenkolleginnen ist das auch Normalität, dass
kurz vor der Buchveröffentlichung eben nur noch das Buch existiert.
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Was hat dir dein
Vater und was hat dir deine Mutter mitgegeben?
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Von meinem Vater habe ich mir abgeschaut, dass es
manchmal absolut nicht hilft zu jammern. Manchmal ist das Leben ungerecht,
gemein, hinterhältig und fies, sodass man entweder draufhauen könnte oder in
sich zusammenfallen. Dann einfach weitermachen, ist oft der beste Weg, sich an
dem festhalten, was ansteht, das ist dann morgens zuerst auf die Kaffeemaschine
zu drücken ;-) Diese Einstellung hat mich schon oft gerettet.
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Meine Mutter kann in positiver Weise 5 gerade
sein lassen. Gerade im Umgang mit kleinen Kindern hat mir das ermöglicht,
überhaupt ohne Pause mein Leben lang weiterzuschreiben. Dann gehen sie eben mit
zwei unterschiedlichen Socken in den Kindergarten, ziehen statt eines warmen
Pullovers fünf T-Shirts übereinander. Solange sie sich selbst und anderen nicht
schaden und die Basis stimmt … Wobei ich in der Hinsicht meine Mutter kaum
erreichen werde, denn in mir wohnt schon eine Perfektionistin.
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3 Dinge, die zu
einem perfekten Tag dazu gehören?
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meine Tiere (aktuell 1 Hund und 4 Katzen)
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draußen sein
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Schokolade
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Wenn das gegeben ist, alle gesund sind, steht
einem perfekten Tag nichts mehr im Weg ;-)
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Welcher Film bringt
dich zum Lachen und welcher zum Weinen?
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zum Lachen: die Komödien mit Jack Nicholson, ich
finde, niemand verbindet wie er so gut Tragik mit Komik, Verrücktheit und
Ernst.
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zum Weinen: Der Fuchs und das Mädchen. Anfangs
etwas zu süßlich, aber im weiteren Verlauf eine wunderbare Landschaft, in
positiver Weise emotional mit einer großen Wahrheit.
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Welches Buch kannst
du uneingeschränkt empfehlen und warum?
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Zuletzt gelesen: Heldenflucht von Jan Kilman.
Ein spannender Krimi, bei dem mich vor allem der ausgearbeitete historische
Hintergrund beeindruckt und mitgenommen hat. Nicht die „übliche“ Krimikost,
aber etwas, das nachwirkt.
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Planst Du Deine
Bücher immer von Anfang bis Ende oder verselbstständigt sich ein Charakter auch
mal?
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Manchmal weigern sich die Figuren, das zu tun,
was ich von ihnen will. Oja, sie verselbstständigen sich. Dann bleibt mir nur
eine Wahl: Den Ursprungsplan abzuändern oder mir eine Schreibblockade
einzuhandeln. Beim Schreiben entsteht eine ganz eigene innere Logik zwischen
den Figuren, die weit über das hinausgeht, was ursprünglich gedacht ist. Dann
einfach den Ursprungsplan durchziehen, das funktioniert nicht, wobei Pläne ja
dafür da sind, sie anzupassen ;-)
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Wie gehst du mit
negativen Rezensionen um?
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Sie gehören zum Autorendasein wie Regen zum
Sommer. Teilweise schätze ich sie sehr, genauso wie konstruktive Kritik, wenn
sie mir einen Hinweis geben auf etwas, was ich noch verbessern kann. Sicher
freue ich mich im ersten Moment mehr über positive Rezensionen und positive
Rückmeldungen, tolle Vertragsangebote und Lob. Aber konkret weitergeführt hat
mich zuletzt ein „Das können Sie besser“, dass mich dazu gebracht hat, ein
gesamtes Romankonzept in die Tonne zu treten.
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Was magst du
überhaupt nicht in Büchern?
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Es ist meistens ein Reihenphänomen, das tritt
bei Büchern und auch bei Filmen auf: wenn nichts Neues mehr kommt, die
Charaktere genau dort stehen bleiben, wo sie sind, die Rückblenden immer
häufiger werden, die einzig mögliche Steigerung in der Form ausgearbeitet ist
durch mehr Brutalität, mehr Schockeffekte.
Das ist ein wirklich tolles Interview. Ich darf ja für die Autorin in diesem Jahr bloggen und bin schon total gespannt! :-) Ihre Thriller sind klasse! Und die tolle Waldhütte muss ja inspirierend sein. Natürlich sollte die Schokolade nicht fehlen ;-). lg Nadine von Nannis Welt
AntwortenLöschenJa, ich mag die Autorin sehr gerne :-) Auf die Waldhütte bin ich eh neidisch :-) Komm Nadine, wir bauen uns auch eine :-)
Löschen:-) Bin sofort mit dabei!!!
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