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Dienstag, 2. Januar 2018

Interview mit einer Autorin ... diesmal Heike Fröhling


Bildergebnis für heike Fröhling
Foto von Elke Weigel
           Heike Fröhling, Leonie Haubrich – jeder kennt die Autorin(nen)! Oder doch nicht? Und klingelt es bei Euch, wenn ich von der Autorin am Waldesrand spreche? Ja, oder? Ich gestehe, ich beneide Heike Fröhling um ihren Arbeitsplatz. Was gibt es schöneres als am Waldrand zu arbeiten! Aber nun gut, wir wollen ja nicht über die Arbeitsstätte reden, sondern um die Autorin. Und da ist sie eben vielseitig. Krimis wie „Je schwärzer die Nacht“ (übrigens sehr spannend!) oder ein Liebesroman „Die Zärtlichkeit des Augenblicks“ sind aus ihrer Feder entstanden. Auf meinen SuB (zu meiner Schande) liegt immer noch „Liebe auf 12 Pfoten“. Aber wer ist nun Heike Fröhling bzw. Leonie Haubrich? Die nette Waldrandbewohnerin hat mir hier und heute meine Fragen beantwortet.  Und das nicht nur auf lose Blätter :-) Ganz herzlichen Dank, liebe Heike.

·          Du schreibst ja auch unter Leonie Haubrich. Warum ein zweiter Autorenname?
·          Angefangen zu schreiben habe ich mit dem, was man bei „gehobener Unterhaltung“ einordnen würde. Liebesromane an der Grenze zwischen Unterhaltung und Literatur. Da passte mein richtiger Name wunderbar und dafür steht er auch: Für Liebesromane, die manchmal etwas Poetisches haben.
·          Bei Fröhling denkt man allerdings an eine Mischung aus Frühling und fröhlich – beides passt nicht zu Thrillern. Und da auch die Liebesromanleserinnen meistens eher keine Thriller lesen, habe ich mich entschlossen, einen zweiten Namen zu wählen. Leonie war meine Idee. Haubrich schlug meine Tochter vor. Ich habe gegoogelt, nichts zu dem Namen gefunden, da war er ganz passend. Hinterher habe ich sie mal gefragt: Wie kamst Du denn auf „Haubrich“? Und sie sagte: „Von Hau mich.“ ;-)
·          Wie kamst Du auf die Idee zum letzten Buch?
·          Ich liebe die Rheinhöhen. Sie haben eine ganz spezielle Atmosphäre. Im Sommer und Frühling ruhig, idyllisch. Gerade an Wochentagen auf dem Rheinhöhenweg ist es so ruhig, da kann es sein, dass man stundenlang niemandem begegnet. Die Burgen, die Wälder, dieses Auf und Ab zwischen all den Ausläufern der Berge drumherum, die Schluchten und Täler, das hat etwas. Das Johanneskloster gibt es nicht, es ist eine Mischung aus all den Ruinen, die es dort gibt, in denen ich Pause gemacht habe. Dort kam mir auch die Idee zu dem Roman, gemischt mit einem Zeitungsartikel über verschwundene Kinder in Deutschland.
·          Sind dort eventuell biografische Elemente mit darin verarbeitet?
·          Nichts, was den Figuren passiert, findet sich in meinem Leben. Nur die Erlebnisse nachts auf den Rheinhöhen, die hatte ich auch, aber in anderer Weise. Ohne Handyempfang ist man dort mit einer Kartenapp völlig aufgeschmissen, das hatte ich nicht bedacht. Dann wurde es dunkel. Dann im Wald zu sein, das ist schon ein Erlebnis der anderen Art. Umgeben von Wildschweinen, Rehen und anderem Kleingetier, irgendwo zwischen Hügeln, man nicht weiß, wohin man soll, das ist schon erschreckend und auch beeindruckend. Ich hatte mich schon darauf eingerichtet, die Nacht auf einem Hochsitz zu verbringen, als ein Bachlauf mich doch zum Rhein hingeführt hat.
·          Ist schon ein neues Buch in Bearbeitung und wenn ja, möchtest Du mir kurz verraten, worum es diesmal geht?
·          Gerade plane ich drei Projekte gleichzeitig, gucke, welches davon sich in den Vordergrund schiebt. Das sind zwei Liebesromane und ein Thriller, der eine Fortsetzung von „Was du nicht siehst“ wäre. Ich bin selbst noch gespannt!
·          Wärst Du lieber der Schurke oder der Gute in Deinen Krimis, falls Du dort eine Rolle spielen könntest?
·          Da ich mit einem Mord niemals leben könnte und die Schurken auch morden, würde ich mich definitiv für die Rolle der Guten entscheiden :-)
·          Wie recherchierst Du für Deine Bücher?
·          Bei den Liebesromanen, die in dem Verlag von Amazon erschienen sind, ist es komplizierter, da reise ich an die Handlungsorte, sichte Quellen, rede mit Menschen, die mir etwas zu dem historischen Hintergrund aus eigenem Erleben sagen können.
·          Bei den Thrillern greife ich auf das zurück, was mir begegnet, in Zeitungsausschnitten, in der Fantasie, als Gedankenspiele auf meinen langen Wanderungen. Da sind es meistens die Orte mit ihrer Atmosphäre, die mich zu den Handlungen führen.
·          Hast Du lange gebraucht, um einen Verlag zu finden, der Deine Bücher druckt und herausbringt?
·          Im Nachhinein ist es schon krass, wie leicht ich es in der Hinsicht hatte. Schon bevor 1998 mein erstes Werk fertig war, hatte ich dafür einen Verlagsvertrag. Es war eine Erzählung über Liebe und Mathematik, die ich in der Autorengruppe Koblenz vorgestellt hatte. Dort saß der Lektor eines Kleinverlages, der auch schrieb. Ich hatte ihm mein bisheriges Manuskript gegeben und ihm hat es sehr gut gefallen. Was für ein Glück das war, habe ich erst im Nachhinein begriffen, damals dachte ich: Das geht eben so.
·          Du warst bestimmt nicht immer Autor. Welchen Beruf hast Du vor dem Schreiben ausgeführt und seit wann bist Du am Schreiben.
·          Geschrieben habe ich schon seit Grundschulzeiten. Als Beruf wollte ich Lehrerin für Deutsch und Musik werden, habe auch das Referendariat gemacht und im Schuldienst gearbeitet, weil ich immer gehört habe: „Schreiben ist kein Beruf.“
·          Damals gab es noch kein Internet und das, was ich bei Autorenbiografien gelesen habe, klang auch nicht sonderlich vielversprechend. Da tauchten immer irgendwo Verleger aus dem Nichts auf und ich kannte keine Verleger. Die gab es in meiner Welt auch nicht, dort traf ich eher auf Ärzte, Juristen, Lehrer. Aber Verleger? Sie waren die dubiosen Geschöpfe in meiner Welt. Und da Autoren laut der Biografien auch den Hang hatten, früh zu sterben, tragisch zu enden, gescheiterte Beziehungen zu führen, erschien mir ein „vernünftiger“ Beruf auch sinnvoller.
·          Wann hast Du herausgefunden, dass Du das Schreiben hauptberuflich machen möchtest            
·          Wollen tat ich es schon, seit ich 16 war, nur der Weg war das Problem :-)
·          Von Romanen zu leben, das habe ich erst seit der Möglichkeit vom Selfpublishing geschafft, obwohl ich schon vorher mit Aufbau einen Verlag hatte, mit dem ich mich nicht verstecken musste. Doch erst die höheren Tantiemen beim E-Book und die bessere Vergleichsmöglichkeit durch das Internet mit seinen Foren und allen frei verfügbaren Informationen hat es mir erst ermöglicht, das journalistische Schreiben ganz außen vor zu lassen und mich auf Bücher zu konzentrieren.
·          Hat sich Dein Leben verändert, als Du Dein erstes Buch herausgebracht hast?
·          Nicht wirklich. Eine Buchherausgabe ist erst einmal sehr virtuell, es verändert nichts am Alltag. Man tut, was getan werden muss, schreibt dabei. Hinterher war es genauso. Ich tat, was getan werden musste, schrieb in jeder freien Minute. Es war längst nicht der Knall wie bei Joanne K. Rowling oder anderen Autoren, von denen man liest. Es kam nicht viel Geld dabei rum, es gab ein paar Lesungen, Zeitungsberichte. Die Anerkennung war mehr ein stilles Freuen.
·          Wie sieht momentan Dein Alltag aus? Wieviel Zeit verbringst Du mit dem Schreiben? Und wie baust Du den Alltag in das Schreiben ein?
·          Mein Tag ist aktuell zweigeteilt: morgens nach dem Aufstehen breche ich in meine Waldhütte auf, habe dort meine Welt, in der ich kreativ bin. Gegen Mittag / Nachmittag kehre ich dann nach Hause in mein Leben mit Mann und Kindern zurück. Kurz vor der Veröffentlichung reicht das zeitlich nicht aus, da arbeite ich im Grunde pausenlos, unterbrochen vom Essen und gekürzten Schlaf, sitze auch am Nachmittag und Abend mit dem Laptop auf dem Sofa, kümmere mich gleichzeitig um anstehende Klassenarbeiten bei den Kindern oder darum, was sonst noch ansteht. Momentan bin ich in einer solchen Intensivphase, da schreibe ich so gut wie die gesamte Wachzeit und träume sogar vom Schreiben. Abschalten geht dann nicht wirklich, einen Alltag gibt es in der Form dann auch nicht mehr, der läuft nebenher und streckenweise auch an mir vorbei. Für jeden, der eine Festanstellung hat, wäre so etwas der Horror, aber für alle meine befreundeten Autorenkolleginnen ist das auch Normalität, dass kurz vor der Buchveröffentlichung eben nur noch das Buch existiert.
·          Was hat dir dein Vater und was hat dir deine Mutter mitgegeben?
·          Von meinem Vater habe ich mir abgeschaut, dass es manchmal absolut nicht hilft zu jammern. Manchmal ist das Leben ungerecht, gemein, hinterhältig und fies, sodass man entweder draufhauen könnte oder in sich zusammenfallen. Dann einfach weitermachen, ist oft der beste Weg, sich an dem festhalten, was ansteht, das ist dann morgens zuerst auf die Kaffeemaschine zu drücken ;-) Diese Einstellung hat mich schon oft gerettet.
·          Meine Mutter kann in positiver Weise 5 gerade sein lassen. Gerade im Umgang mit kleinen Kindern hat mir das ermöglicht, überhaupt ohne Pause mein Leben lang weiterzuschreiben. Dann gehen sie eben mit zwei unterschiedlichen Socken in den Kindergarten, ziehen statt eines warmen Pullovers fünf T-Shirts übereinander. Solange sie sich selbst und anderen nicht schaden und die Basis stimmt … Wobei ich in der Hinsicht meine Mutter kaum erreichen werde, denn in mir wohnt schon eine Perfektionistin.
·          3 Dinge, die zu einem perfekten Tag dazu gehören?
·          meine Tiere (aktuell 1 Hund und 4 Katzen)
·          draußen sein
·          Schokolade
·          Wenn das gegeben ist, alle gesund sind, steht einem perfekten Tag nichts mehr im Weg ;-)
·          Welcher Film bringt dich zum Lachen und welcher zum Weinen?
·          zum Lachen: die Komödien mit Jack Nicholson, ich finde, niemand verbindet wie er so gut Tragik mit Komik, Verrücktheit und Ernst.
·          zum Weinen: Der Fuchs und das Mädchen. Anfangs etwas zu süßlich, aber im weiteren Verlauf eine wunderbare Landschaft, in positiver Weise emotional mit einer großen Wahrheit.
·          Welches Buch kannst du uneingeschränkt empfehlen und warum?
·          Zuletzt gelesen: Heldenflucht von Jan Kilman. Ein spannender Krimi, bei dem mich vor allem der ausgearbeitete historische Hintergrund beeindruckt und mitgenommen hat. Nicht die „übliche“ Krimikost, aber etwas, das nachwirkt.
·          Planst Du Deine Bücher immer von Anfang bis Ende oder verselbstständigt sich ein Charakter auch mal?
·          Manchmal weigern sich die Figuren, das zu tun, was ich von ihnen will. Oja, sie verselbstständigen sich. Dann bleibt mir nur eine Wahl: Den Ursprungsplan abzuändern oder mir eine Schreibblockade einzuhandeln. Beim Schreiben entsteht eine ganz eigene innere Logik zwischen den Figuren, die weit über das hinausgeht, was ursprünglich gedacht ist. Dann einfach den Ursprungsplan durchziehen, das funktioniert nicht, wobei Pläne ja dafür da sind, sie anzupassen ;-)
·          Wie gehst du mit negativen Rezensionen um?
·          Sie gehören zum Autorendasein wie Regen zum Sommer. Teilweise schätze ich sie sehr, genauso wie konstruktive Kritik, wenn sie mir einen Hinweis geben auf etwas, was ich noch verbessern kann. Sicher freue ich mich im ersten Moment mehr über positive Rezensionen und positive Rückmeldungen, tolle Vertragsangebote und Lob. Aber konkret weitergeführt hat mich zuletzt ein „Das können Sie besser“, dass mich dazu gebracht hat, ein gesamtes Romankonzept in die Tonne zu treten.
·          Was magst du überhaupt nicht in Büchern?
·          Es ist meistens ein Reihenphänomen, das tritt bei Büchern und auch bei Filmen auf: wenn nichts Neues mehr kommt, die Charaktere genau dort stehen bleiben, wo sie sind, die Rückblenden immer häufiger werden, die einzig mögliche Steigerung in der Form ausgearbeitet ist durch mehr Brutalität, mehr Schockeffekte.


3 Kommentare:

  1. Das ist ein wirklich tolles Interview. Ich darf ja für die Autorin in diesem Jahr bloggen und bin schon total gespannt! :-) Ihre Thriller sind klasse! Und die tolle Waldhütte muss ja inspirierend sein. Natürlich sollte die Schokolade nicht fehlen ;-). lg Nadine von Nannis Welt

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    1. Ja, ich mag die Autorin sehr gerne :-) Auf die Waldhütte bin ich eh neidisch :-) Komm Nadine, wir bauen uns auch eine :-)

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