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Freitag, 12. Januar 2018

Interview mit einem Autor ... diesmal Tommie Goerz



Tommie Goerz
Tommie Goerz

Tommie Goerz hat studiert und war wissenschaftlich tätig, Er leitete ein Forschungsprojekt zur visuellen Wahrnehmung, arbeitet als Dozent und gewann einen bronzenen Löwen in Cannes. Außerdem ist er Bandmitglied bei der Band Hans, Hans, Hans & Hans Fränkischer Kabarettmusik und Kriminellen Liedern, das sind die Stärken von dem Quartett.
Aber was er noch gut kann, ist Krimis zu schreiben. Selbst ich habe ein Buch - Einkehr -  von ihm gelesen und war bis auf das offene Ende begeistert. Trotzdem war Kommissar Behütuns mir sympathisch. Sein neuestes Werk „Auf demKeller", eine Hommage an die fränkische Kellerkultur. Jedenfalls ist Tommie Goerz ein vielseitiger, intelligenter Mann und Autor. Und deshalb bin ich erfreut, dass er mir Rede und Antwort stand bei meinem Interview. Vielen Dank lieber Tommie! Übrigens ist Tommie Goerz auch auf meiner Seite "fränkische Autoren" :-)


·         Wie kamst Du auf die Idee zum letzten Buch?
o   Bei meinen Lesungen, die ich immer durch diverse Beobachtungen aus dem Fränkischen „auflockere“. Denn nichts ist langweiliger als eine echte (reine) Lesung.
·         Sind dort eventuell biographische Elemente mit darin verarbeitet?
o   Biographische Elemente fließen in jedes Buch mit ein, das lässt sich nicht vermeiden. Ein Großteil der Anekdoten in „Auf dem Keller“ aber habe ich tatsächlich so selbst erlebt.
·         Der Verlag hat ja die Krimis „Bier Krimis“ getauft? Wie kam es dazu?
o   Weil mein Kommissar, Friedo Behütuns, gerne in fränkischen Wirtshäusern sitzt und dort durchaus auch mal den einen oder anderen Gerstensaft zu sich nimmt.
·         Ist schon ein neues Buch in Bearbeitung und wenn ja, möchtest Du mir kurz verraten, worum es diesmal geht?
o   Das Manuskript von „Nachtfahrt“ ist gerade im Lektorat. Es ist die Geschichte zweier junger Männer, die eines Abends vor 35 Jahren mit ihrem Auto aufgebrochen sind und seither spurlos verschwunden waren. Doch dann findet man in einem See das Auto ...
·         Wärst Du lieber der Schurke oder der Gute in Deinen Krimis, falls Du dort eine Rolle spielen könntest?
o   Das kommt ganz darauf an. Ich könnte mir beides vorstellen.
·         Wie kam es zu dem Buch „Ein Herz für Franken“
o   Zu „Ein Herz für Franken“ wurden etliche Persönlichkeiten aus Kunst und Kultur gebeten, zu schreiben, was für sie Franken bedeutet. So auch ich.
·         Wie recherchierst Du für Deine Bücher?
o   Lesen, herumfahren, Fachleute befragen, Internet – die ganze Palette.
·         Hast Du lange gebraucht, um einen Verlag zu finden, der Deine Bücher druckt und herausbringt?
o   Überhaupt nicht, im Gegenteil: Der Verlag kam völlig überraschend auf mich zu mit dem Ansinnen, ob ich nicht einen Regionalkrimi im Fußballkontext schreiben wolle. Ich hatte also schon einen Verlag, noch bevor überhaupt die Story stand oder ein einziges Wort geschrieben war. So entstand „Schafkopf“, der inzwischen in der 6. Auflage vorliegt.
·         Schreibst Du nur Krimis oder auch andere Genrebereiche?
o   Ich habe zwei fertige Manuskripte anderer Genres in der Schublade, erschienen sind bislang von mir aber nur Krimis.
·         Du warst bestimmt nicht immer Autor. Welchen Beruf hast Du vor dem Schreiben ausgeführt und seit wann bist Du am Schreiben.
o   Ich war erst in der Wissenschaft tätig, dann Texter und Konzeptor in der Werbung, zusätzlich war ich Dozent und Unternehmensberater, außerdem Herausgeber und Autor eines Fußballkalenders, dazu aktiver Musiker – aber bei allen Tätigkeiten spielte das Schreiben immer eine ganz zentrale Rolle.
·         Wann hast Du herausgefunden, dass Du das Schreiben hauptberuflich machen möchtest?
o   Eigentlich erst, seit ich seit wenigen Monaten Rentner bin. Vorher fand das Schreiben immer nur nachts und an den Wochenenden statt, also neben dem eigentlichen Brotberuf.
·         Hat sich Dein Leben verändert, als Du Dein erstes Buch herausgebracht hast?
o   Da ich mich nie als Autor verstanden und definiert habe, nein.
·         Wie sieht momentan Dein Alltag aus? Wieviel Zeit verbringst Du mit dem Schreiben? Und wie baust Du den Alltag in das Schreiben ein?
o   Ich lese Zeitung, mache etwas am Haus oder im Garten, koche, lese, mache Musik, treibe Sport, streife durch die Fränkische – und drei bis vier Stunden pro Tag reserviere ich ganz entspannt für das Schreiben.
·         Hast Du noch Projekte, die Du in Zukunft erreichen oder beenden willst?
o   Da habe ich Ideen ohne Ende. Vielleicht ja mal ein Theaterstück.
·         Was hat dir dein Vater und was hat dir deine Mutter mitgegeben?
o   Das lässt sich nicht nach Elternteil unterscheiden. Aber es gehören ganz sicher die musische Erziehung dazu und die Disziplin. Die permanente Unzufriedenheit und den Christlichen Glauben habe ich nicht mit übernommen.
·         3 Dinge, die zu einem perfekten Tag dazu gehören?
o   Zeit, Zeit und Zeit.
·         Welcher Film bringt dich zum Lachen und welcher zum Weinen?
o   Zum Lachen: Jacques Tati, Das Schützenfest (Jour de fête). Ich habe den Film bestimmt schon zehnmal gesehen und muss immer noch lachen. Und zum Weinen: Ach Gott, ich habe manchmal bei den jämmerlichsten Schmonzetten einen Kloß im Hals, muss schlucken oder brauch ein Taschentuch ...
·         Welches Buch kannst du uneingeschränkt empfehlen und warum?
o   Sämtliche Tagebücher von Peter Handke („Das Gewicht der Welt“, „Am Felsfenster morgens“, „Gestern unterwegs“, „Die Geschichte des Bleistifts“, „Vor der Baumschattenwand nachts“). Eines davon liegt immer auf meinem Nachttisch. Weil sie klug sind, eigenwillig, überraschend, sehr einfühlsam, manchmal auch schräg – aber immer Eines: sehr wohltuend verlangsamend. Und: Meist ist es nur ein Satz.
·         Lebensmotto?
o   Keep your sunny side up!
·         Was würdest du deinen Lesern gerne einmal sagen?
o   Bleibt wie ihr seid, und: Es ist schön, dass es euch gibt!
·         Bestimmt wirst Du oft in Interviews das Gleiche gefragt. Welche Fragen kannst Du nicht mehr “lesen” und welche Frage würdest Du gerne einmal beantworten?
o   Dass ich oft das Gleiche gefragt werde, kann ich eigentlich nicht bestätigen, allenfalls die Frage nach meinem Pseudonym. Die aber ist auch berechtigt. Und welche Frage ich gerne einmal beantworten würde? Immer die, die geradegestellt wurde.
·         Planst Du Deine Bücher immer von Anfang bis Ende oder verselbstständigt sich ein Charakter auch mal?
o   Der grobe Plot muss stehen, vorher kann ich nicht beginnen – ich wüsste ja gar nicht, „wo ich hin“ schreiben soll. Im Verlauf des Schreibens selbst aber geschieht sehr viel Unvorhersehbares. 
·         Hast du selber schon mal die Orte/Gegenden bereist, von denen Du in deinen Romanen so schreibst? Und was lässt Dich immer wieder solche Orte für Deine Romane auswählen?
o   Wenn der Ort nicht frei erfunden ist, bin ich immer dort gewesen. Das sehe ich als zwingend an. Und ich wähle genau diese Orte aus, weil ich sie, banal, einfach mag.
·         Einmal ganz frech gefragt: Wieso führe ich das Interview mit dir?
o   Wenn du etwas über mich erfahren willst, musst du mich fragen. Also führst du das Interview mit mir.
·         Wie gehst du mit negativen Rezensionen um?
o   Wenn sie argumentieren, denke ich darüber nach. Wenn sie aber nur gehässig abkotzen (und Vieles , was sich heute „Rezension“ nennt, tut leider genau das), denke ich mir: „Haters gonna hate.“ Und gut is.
·         Was magst du überhaupt nicht in Büchern?
o   Klebrige Marmeladebatzen oder Popel von den Lesern vorher.

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