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Donnerstag, 18. Januar 2018

Verlagsinterview.. .diesmal Edition tingeltangel


Edition tingeltangel

Wenn man den Namen hört, bekommt man schon ein Lächeln auf den Lippen. Und dann sieht man den Zylinder. All das macht den Verlag von Thomas Endl aus. Aber auch die Bücher, die dieser Verlag herausbringt, sind nicht von der Stange, würde ich mal sagen.-) Bei Edition tingeltangel findet man eine Welt, die Bunt ist, wie Thomas Endl sagt. Daher freut es mich umso mehr, dass der Verleger meinen Blog mit seinem Interview etwas bunter macht. Aber nun, lieber Thomas, verrate uns doch ein wenig über Deinen Verlag!

·       

  Magst Du Deinen Verlag einmal in kurzen Worten vorstellen? Wie ist seine Entstehungsgeschichte?
o   Ursprünglich war ich selber Autor, meist von Kinderbüchern. Nach und nach waren dann aber alle Titel, die ich meist in großen Verlagen hatte (Baumhaus, Egmont Schneiderbuch, Langenscheidt, Hoffmann und Campe etc.), nicht mehr lieferbar. Gleichzeitig habe ich mich immer gewundert, wieso jeweils so wenige E-Books abgesetzt wurden. Als ich die Rechte an meinen Büchern wieder zurückbekommen habe, probierte ich aus, wie es ist, die Bücher selber neu zu veröffentlichen. Aus diesem Self-(Re-)Publishing wurde dann ein richtiger Verlag, als ich auch Bücher von anderen Autoren in Angriff nahm. Erst waren es nur E-Books, dann Print on Demand-Bücher, bis ich mich schließlich auch an den Auflagendruck gewagt habe.
Seit wann gibt es den Verlag?
o   Seit Sommer 2012. Im letzten Jahr haben wir bei einem kleinen Verlagsfest mit Autoren und netten Kollegen das 5-jährige gefeiert. Aber erst seit dem Herbst 2016 habe ich den Verlag richtig professionalisiert, indem ich auf Auflagendruck umgestellt habe und dafür auch ein branchenübliches Vertriebssystem installiert habe.
 Wie kommt man zu seinem eigenen Verlag?
o   Indem man es einfach macht. Freilich hatte ich den Vorteil, dass ich zum einen als Autor schon jahrelang Erfahrungen in der Branche gesammelt habe. Außerdem hatte ich im Germanistik-Studium den Schwerpunkt „Literaturvermittlung“. Und als Fernseh-Regisseur habe ich mich beruflich viel mit Bildgestaltung beschäftigt. Das alles findet jetzt zusammen in der Verlagsarbeit.
·         Wie viele Mitarbeiter hat dieser Verlag?
o   Nüchtern betrachtet bin ich der einzige dauerhafte Mitarbeiter. Aber bei manchen Büchern hole ich mir Unterstützung im Lektorat. So hat mein Mann, der Kulturhistoriker und Experte für den bayerischen Märchenkönig Ludwig II. ist, sehr intensiv mitgearbeitet daran, dass Markus Richters Neuschwanstein-Thriller "Ins Herz" perfekt wird. Nicht vergessen darf ich aber eigentlich Teddy Edi, der als putziges Plüschtier zwar meist seine Aufgaben (Newsletter) nicht erledigt, aber schon erfolgreich Autorinnen becirct hat. Und der Zauberzylinder ist ja, solange er nicht gerade zaubert, eher ein Requisit als ein Mitarbeiter.
(Anmerkung von mir. Rezension hier :-D)
  Wie sieht ein normaler Arbeitstag bei Deinem Verlag aus?
o   Den normalen Arbeitstag gibt es überhaupt nicht. Es gibt bestimmte Arbeitsphasen: Jetzt im Januar und Februar kümmere ich mich verstärkt um das Lektorat der Sommertitel, danach kommen Gestaltung und Satz dran, dann das Marketing. Dazwischen muss ich dann allerdings die Vorschau für das folgende Halbjahr machen, damit sie rechtzeitig bei den Buchhandlungen ist. Und dann gibt es noch tausend andere Dinge, die es zwischendurch zu erledigen gibt. Und dann das gleiche Spiel für die Herbsttitel.
Was ist das Besondere an diesem Verlag?
o   Vielleicht die Tatsache, dass ich selber aus der Autorenecke komme und deswegen sehr darauf achte, dass sich die Autoren wohl fühlen.
 Werbung für den Verlag, wie gestaltet diese sich?
o   Zum einen werbe ich direkt für bestimmte Titel – klassisch in Anzeigen in Branchenpublikationen. Gerne drehe ich mit den Autoren Buchtrailer, mit deren Hilfe sie auch schon ins Fernsehen gekommen sind. Die Präsenz auf bestimmten Buchmessen hilft. Und Pressearbeit, z.B. terminlich aufgehängt an Buchpräsentationen, kommt auch noch dazu. Dass wir dadurch schon sehr schöne Rezensionszitate bekommen haben, mit denen wir wiederum Werbung machen können, freut mich und die Autoren sehr. Generell habe ich einen kleine Marketinggemeinschaft mit einigen anderen kleinen Münchner Verlagen (austernbank-verlag, Franz Schiermeier Verlag, Hirschkäfer Verlag, Morisken Verlag), wo wir schon Aktionen zum indiebookday hatten oder auch beim Hugendubel „Fünf Höfe“ in München.
  Gibt es einen Schwerpunkt bzw. ein bestimmtes Genre in Bezug auf Bücher in Deinem Verlag? Z. B. Krimis, Kinderbücher oder Romantik?
o   Am Verlagsprofil arbeite ich zunehmend. Da schon der erste Krimi von uns, Marta Donatos "Tod am Gardasee" recht gut gelaufen ist, geht es schwerpunktmäßig nun in Richtung Spannung. Und ein Bayernbezug funktioniert auch recht gut, wie ich feststelle. Da ich neben dem Verlag gemeinsam mit meinem Mann noch die Gesellschaft für Geschichtsvermittlung „Histonauten“ betreibe und dort viel im Bereich "Bayerische Geschichte" arbeite, gibt es noch ein Imprint, also einen Verlag im Verlag, die Edition Luftschiffer, in der Sachbücher zur Bayerischen Geschichte erscheinen.
(Anmerkung von mir. Rezension hier:-D)
·             Thema Buchmessen? Wie steht der Verlag zu Buchmessen?
o   Ich persönlich finde Buchmessen spannend, aber für meinen Verlag sind sie nicht immer sinnvoll. Die großen in Frankfurt und Leipzig sind für mich eigentlich zu teuer, und ich erreiche dort zu wenige Buchhändler oder Leser. Auf der „Buch Berlin“ war ich 2016 mit einem Stand vertreten, das war interessant, vor allem, weil ich mit vielen Lesern geredet habe und auch den netten Verleger vom Pendragon Verlag kennengelernt habe. Bei der Münchner Bücherschau war ich mit drei anderen Münchner Verlagen mit einem gemeinsamen Stand vertreten, was kostentechnisch günstig und zugleich etwas war, wo wir sicher viele Leser erreicht haben. Nicht zuletzt haben wir im Herbst 2017 eine eigene Buchmesse veranstaltet, die "litera bavarica" für Monacensia, Bavarica und Bücher zur Kulturgeschichte.
Durch wie viele Hände geht ein Buch auf seinem Weg vom Schriftsteller bis hin zur Veröffentlichung?
o   Bei mir im Moment durch gar nicht so viele. Im einfachsten Fall nur durch meine und dann noch durch die der Korrektorin, die Tippfehler findet und auch noch mal auf suboptimale Stellen hinweist. Manchmal ist noch ein zusätzlicher Lektor am Werk, vor allem bei historischen Stoffen. Manchmal lasse ich auch noch Testleser ans Manuskript ran. Inzwischen bekommen auch meine Bayern-Buchhandelsvertreter das Manuskript vorab und äußern sich.
  Wie kommt der Preis von einen Buch zustande?
 o   Das kann man am besten „rückwärts“ erklären. Wir nehmen also der Einfachheit halber einen Verkaufspreis von 10 € an. Davon gehen schon mal 7 % MwSt. an den Staat. Vom Rest (9,30 €) bleiben  rund 50 % beim Handel/Vertrieb hängen (hauptsächlich bei den Läden, aber auch bei der Auslieferung und den Vertretern)   zwischen 5 und 12 % bekommt der Autor – bei meinen Klappbroschuren sind es normalerweise 8 %   Von den verbleibenden 3,91 € muss der Druck bezahlt werden, außerdem die kompletten Verlagskosten (Lektorat, Satz, Gestaltung, Werbung bis hin zu allgemeinen Kosten wie Beteiligung an Buchmessen oder Jahresbeiträge für branchentypische Vereinigungen). Und dann sollte noch etwas übrig bleiben als Gewinn.   Das Ganze funktioniert dann nur, wenn genug Exemplare verkauft werden, bei einer kleineren Auflage von 500 dann um die 400 Stück, bei einer größeren von 2000 dann um die 1000 Stück. Jeder Titel, von dem zu wenig verkauft wird, muss dann von einem anderen, verkaufsträchtigen, ausgeglichen werden. Dass der Verlag insgesamt in die schwarzen Zahlen kommt, ist also gar nicht so einfach hinzubekommen.
     Wie siehst Du das Verhältnis von E-Books und gebundenen Büchern? Gibt es vielleicht bald keine gedruckten Bücher mehr? Oder ist so ein Ebook eine gute Ergänzung?
o   Wie ich allmählich lerne, gibt es Genres, die im E-Book sehr gut laufen (in meinem Fall Krimi), andere (wie Kinderbücher) funktionieren da nicht so gut. E-Books eignen sich für Vielleser und damit für Bücher, die man flott wegliest. Richtig gut finde ich E-Books bei Büchern, in denen man sinnvolle Links setzen kann. Wir haben das bei unserem Sachbuch „Die phantastische Welt des Märchenkönigs“ von mir und Klaus Reichold genutzt und viele Direktlinks zu historischen Quellen gesetzt, sodass der interessierte Leser gleich im Internet noch mehr zum Thema lesen kann. E-Books sind auf jeden Fall eine gute Ergänzung. Doch das gedruckte Buch wird vermutlich noch ewig leben, weil es eine ganz andere Wertigkeit hat.
·         Was zeichnet in Deinen Augen ein gutes Buch aus?
o   Eine Sprache, die weder unnötig kompliziert noch zu schlicht daherkommt, im besten Fall eigen und doch geschmeidig. Eine Geschichte, die mich verblüfft und anregt zum Denken. Eine passende Gestaltung, die bereits vor der Lektüre eine inspirierende Stimmung erzeugt.
 Wie viele Autoren arbeiten derzeit für Deinen Verlag?
o   Die wunderbare Krimi-Autorin Marta Donato, Markus Richter mit seinen historischen Neuschwanstein-Thrillern, Alexandra Kolb mit ihrem Debüt-Thriller „Rindviehdämmerung“, Susanna Partsch, Andrea Schaller und Rosemarie Zacher mit dem Kinderkrimi „Lauter Lauterbachs und die geheimnisvolle Saliera“, Bhavya Heubisch mit ihrem Romandebüt, dann der erwähnte Klaus Reichold, außerdem Hans Gärtner und Christel Kaspar mit unserem Herzensprojekt „Joscha und Mischa, diese zwei“ und Kris B. alias Christine Spindler mit der „London Crimes“-Reihe. Das sind also elf ganz akut betreute Autoren. Dazu kommen dann noch einige, wo sich etwas für die Zukunft abzeichnet.

  Gibt es Autoren, von denen Du unbedingt mal gerne was verlegen würdest?
o   Na klar, sofern es im Bereich Spannung/Historie/Bayern liegt: Heidi Rehn, Beatrix Mannel/Gurian, Tina Brömme, Sylvia Englert/Katja Brandis, Brigitte Melzer. Bei Joanne K. Rowling wäre das Genre egal ;-) …
 Welche Voraussetzungen muss für Dich ein Manuskript erfüllen, damit es in die engere Auswahl für eine Veröffentlichung gelangt?
o   Es sollte schon mal in die genannten Genres passen. Dann müssen Sprache und Story überzeugend sein – noch nicht perfekt, aber mit so viel Potential, dass ich den Eindruck habe bzw. sogar herausgefordert werde, dass wir es gemeinsam zu einem tollen Buch machen. Manchmal gibt es aber Manuskripte, die nicht schlecht sind, mit denen ich aber – aus welchem Grund auch immer – nicht warm werde.

Wie unterstützt Du die Autoren in Bezug auf Werbung?
o   Ich sehe es andersherum: Der Verlag ist für Werbung zuständig und in Zusammenarbeit mit dem Autor wirkt sie dann hoffentlich umso besser. Zu unseren Büchern machen wir zum Teil Buchtrailer, meist gibt es Flyer oder Postkarten, für Lesungen auch Plakate. Außerdem präsentiert der Verlag die Bücher auf Messen. Social media nutzen wir natürlich eh, darunter Leserunden bei Lovelybooks. In verschiedenen Publikationen schalte ich Anzeigen (bei Kinderbüchern v.a. in der Fachzeitschrift „Eselsohr“). Und dann versuche ich natürlich, eine Presseresonanz zu erzeugen. Immerhin waren schon drei meiner Autoren im Fernsehen und durften dort ihr Buch vorstellen.
·            Wie kommen die Autoren auf den Verlag / bzw. zu diesen Verlag? Welche Kriterien sind da   auschlaggebend?
·         Da ich aus dem Autorenmilieu komme, kenne ich viele KollegInnen sowieso. Da hat sich schon einiges daraus ergeben. Da ich neben dem Verlag noch mit historischen Themen zu tun habe, bin ich auch über diese Schiene schon an Autoren geraten. Und inzwischen spricht sich herum, was mein Verlag so treibt. Seit ich aufwendige Vorschauen mache und bei Messen präsent bin, sind auch schon Agenturen auf mich zugekommen und haben mir Manuskripte angeboten, die in der Regel bereits recht gut sind.

  Wie sieht die Zukunft aus oder wie könnte die Zukunft aussehen?
·         Ich wage kaum Prognosen. Ich würde gerne in nächster Zeit einigermaßen entspannt zwei Titel im Halbjahr verlegen. Bei mehr Titeln fehlt nämlich wieder die Zeit, sich jedem genug zu widmen. Ich werde noch mehr über die Branche lernen und hoffentlich die richtigen Bücher machen, also solche, die nicht nur mich, sondern viele Leser begeistern.

Deine Buchempfehlung für die Leser?
·         Aus meinem eigenen Verlag: „Ins Herz“ von Markus Richter, denn das ist megaspannend und gibt gleichzeitig einen tollen Einblick in die Zeit und das Umfeld des Märchenkönigs Ludwig II. von Bayern. Aus anderen Verlagen: „Cavaliersreise“ von Mackenzi Lee, erschienen im leider inzwischen aufgelösten Verlag Königskinder (ein Jammer!) – das ist ein Buch, in dem alles drin ist: Abenteuer, Überraschungen, Lehrreiches, unglaubliche Charaktere, ganz viel Leben.
·         Und zu guter Letzt, gibt es ein besonderes Erlebnis im Verlag/vom Verlag?
·         Auch wenn es gar nicht so aufregend klingt, ist es für mich unglaublich, dass unser erster Krimi, „Tod am Gardasee“ von Marta Donato, fast seit dem Erscheinen vor über einem Jahr durchgehend gestapelt in manchen Buchhandlungen liegt. Das hatte ich nicht zu hoffen gewagt. Und was sehr schöne und lustige Erlebnisse waren: die Trailer-Dreharbeiten mit Marta und unserem „Mordopfer“ am Chiemsee und mit Markus und seiner halben Familie in der Nähe von Hohenschwangau in historischen Kostümen.

           Lieber Thomas, vielen lieben Dank für den Einblick in Deinen Verlag. Es hat mir viel Spaß gemacht! 
       Noch mehr Interview findet Ihr auf Orbanism.

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