Denise Yoko Berndt/ |
Wenn
man den Namen Denise Yoko Berndt hört, denkt man erst mal nicht an Thriller.
Aber doch, zwei von diesen stammen aus ihrer Feder. Außerdem ist sie bestens in der Musikszene
vertraut, da sie Tochter eines Musikproduzenten ist. Aber wie kommt man von der
Musik zum Schreiben? In dem man Drehbücher schreibt und so den Wunsch nach
einen eigenen Buch bekommt. Neben den Thrillern „Flammenwesen“ und „Flammenmund“
schreibt Denise Yoko Berndt auch Chick-Lit- Krimis. Und das passt doch auch ein
wenig zur Musik, oder? Und so entstand die Krimireihe, wo die Mitglieder
einer Rockband zu den Protagonistinnen ihrer Krimireihe werden.
Vielen
Dank, Denise, das Du Platz auf meinen braunen Sofa genommen hast.
·
Wie
kamst Du auf die Idee zum letzten Buch?
o
Witzigerweise
plane ich gerade einen Blogpost, der sich genau damit befassen wird. Die Idee
zu Flammenwesen kam mir vor fast genau zwei Jahren wie aus heiterem Himmel. Ich
blätterte in einem Buchkatalog und sah eine Bibelillustration des
siebenköpfigen Monsters aus der Johannes-Offenbarung. Außer der Bibel, der
diese Illustration entnommen war, wurde in dem Katalog auch ein Buch über
Fabelwesen angeboten. Ich dachte: „So ein Buch hast du ja auch schon im Regal
stehen, da müsstest du vielleicht mal was schr...“ Und weiter kam ich schon
nicht mehr ... Ich hatte nämlich schon länger nach einer Idee für meinen
zweiten Tübingen-Thriller gesucht und in dem Moment fiel mir wie Schuppen von
den Augen: „Was mit Fabelwesen – das ist es!“
o
Ich schnappte mir
ein Blatt Papier und kritzelte in rasender Geschwindigkeit meine ersten Ideen
hin ... Es wurden drei handschriftliche Seiten – die ich natürlich immer noch
habe.
·
Sind
dort eventuell biografische Elemente mit darin verarbeitet?
o
Nein, die
Buch-Charaktere haben alle mit mir nicht das Geringste zu tun. An dieser Stelle
möchte ich ausdrücklich darauf hinweisen, dass ich im Gegensatz zu Oscar KEIN
angespanntes Verhältnis zu meinen Eltern habe.
o
Aber natürlich
habe ich viel Zeit in Tübingen verbracht, sodass eigene Beobachtungen durchaus
im Buch verarbeitet wurden. Dass das Café Schöne Aussichten zugemacht hat,
werde ich zum Beispiel nie verwinden – drum kommt es immer noch in meinen
Büchern vor!
·
Ist
schon ein neues Buch in Arbeit und wenn ja, möchtest Du mir kurz verraten,
worum es diesmal geht?
o
Ich arbeite am
dritten Tübingen-Thriller, der Grundplot steht, ich mache mich gerade daran,
die genaue Szenenfolge auszuarbeiten.
o
Bis jetzt will
ich nur verraten, dass Band 3 „was mit Hexen“ zu tun hat. Und wohl ziemlich
brutal wird ... Auf jeden Fall wird es härter zur Sache gehen als in
Flammenwesen.
·
Wärst
Du lieber der Schurke oder der Gute in Deinen Krimis, falls Du dort eine Rolle
spielen könntest?
o
Wenn meine
Stories real wären: Auf jeden Fall lieber die Gute, ich hätte nicht die Nerven,
irgendetwas Böses anzustellen! Zu planen ja, aber ausführen – nie im Leben!
o
In einer
Verfilmung sähe das natürlich anders aus. Da sind ja die Bösewichte meistens
die vielschichtigeren Charaktere, es würde also mehr Spaß machen, eine solche
Rolle zu erarbeiten und dann zu spielen.
·
Wie
recherchierst Du für Deine Bücher?
o
Ich lese so viel
wie irgend möglich über mein Thema. Und wenn es nur irgend geht, fahre ich auch
an meine Schauplätze. Dabei nehme ich mir zwar immer künstlerische Freiheiten,
aber vor Ort findet man so viele herrliche, kleine Details, zum Beispiel dass
hinter Schloss Hohentübingen Jasmin blüht ...
o
Außerdem mache
ich mir natürlich ständig Notizen über alltägliche Beobachtungen, die man
vielleicht irgendwann einmal in abgewandelter Form für ein Buch brauchen
könnte. Egal, ob das ein Satzfetzen ist, den ich irgendwo aufschnappe, ein
lustiger T-Shirt-Aufdruck oder ob irgendjemand etwas
Seltsames/Lustiges/Auffälliges tut ...
·
Hast
Du lange gebraucht, um einen Verlag zu finden, der Deine Bücher druckt und
herausbringt?
o
Ich habe nie
versucht, einen Verlag zu finden, ich war schon immer mit Leib und Seele
Indie-Autor.
·
Du
warst bestimmt nicht immer Autor. Welchen Beruf hast Du vor dem Schreiben
ausgeführt und seit wann bist Du am Schreiben?
o
Meine erste
erhaltene Kurzgeschichte habe ich verfasst, als ich ungefähr 7 Jahre alt war.
Damals war ich ein großer Fan der Ratekrimis von Wolfgang Ecke, also war mein
„Werk“ auch ein Ratekrimi. Dabei war die Story an sich extrem kurz und die
Lösungserklärung fast doppelt so lang. Geschrieben habe ich also irgendwie
schon immer ... Meine Brötchen habe ich mir dann aber erst als Übersetzerin für
juristische Fachtexte verdient. In sehr geringem Umfang – für alte Stammkunden
oder wenn mich ein Projekt reizt - mache ich das auch immer noch.
·
Wann
hast Du herausgefunden, dass Du das Schreiben hauptberuflich machen möchtest?
o
Daran kann ich
mich, ganz ehrlich gesagt, nicht erinnern. Ich glaube, dass war nie ein
bewusster Entschluss, ich hab einfach nur immer mehr geschrieben und
kontinuierlich darauf hingearbeitet – teilweise in sehr kleinen, sehr langsamen
Schritten.
·
Hat
sich Dein Leben verändert, als Du Dein erstes Buch herausgebracht hast?
o
Nein, überhaupt
nicht. Dead in Dornbirn war nicht gerade der Mega-Bestseller – um es mal ganz
freundlich auszudrücken ...
·
Wie
sieht momentan Dein Alltag aus? Wieviel Zeit verbringst Du mit dem Schreiben?
Und wie baust Du den Alltag in das Schreiben ein?
o
Da ich zurzeit
meine Zeit zwischen München und London aufteile, kenne ich so etwas wie Alltag
gar nicht. Jeder Tag ist anders und natürlich ist es oft schwierig, die
richtige Balance zu finden.
o
Ich habe mir im
letzten Jahr angewöhnt, dass ich viel unterwegs schreibe: Im Pub, im Lesesaal
der British Library ... oder sogar im Bus! In den Danksagungen von Flammenwesen
habe ich aus Spaß eine Auflistung aller Orte aufgeführt, an denen ich am Buch
gearbeitet habe.
o
Außerdem gehe ich
sehr gerne zu Meet-ups mit anderen Autoren, ich finde das motiviert ungemein,
wenn man mit anderen im Café sitzt, die auch alle schreiben.
o
Überarbeitet wird
dann natürlich allein daheim, im berühmten „stillen Kämmerlein“.
·
Hast
Du noch Projekte, die Du in Zukunft erreichen oder beenden willst?
o
Der dritte
Tübingen-Thriller soll (zumindest fürs Erste, man soll ja bekanntlich niemals
nie sagen) die Reihe zum Abschluss bringen. Danach plane ich einen
London-Thriller, für den auch schon eine ziemlich konkrete Plot-Idee vorhanden
ist. Und da ich London über alles liebe, würde ich da gerne weitere Ideen
entwickeln und eine Reihe daraus machen.
·
Welcher
Film bringt dich zum Lachen und welcher zum Weinen?
o
Zum Lachen bringt
mich The Big Lebowski und zum Weinen ... da fällt mir gerade tatsächlich nichts
ein. Ich glaube, Filme, die auf die Tränendrüse
o
drücken, schaue
ich mir gar nicht an. Ich kann mich echt nicht erinnern, ob ich jemals im Kino
geheult habe ...
·
Planst Du Deine Bücher immer von Anfang bis Ende
oder verselbstständigt sich ein Charakter auch mal?
o
Ich plane sehr
genau, aber natürlich passiert immer wieder Unvorhergesehenes: In Flammenwesen
sollte Nico eigentlich nur eine ganz, ganz kleine Rolle haben. Geplant war,
dass der ein Mal kurz auftaucht ... Tja, das hat ihm wohl nicht gepasst – er
tauchte immer wieder auf und mischte bis zum Schluss mit! Jetzt denke ich sogar
darüber nach, ihm auch in Band drei eine Rolle zu geben – mal sehen.
·
Welches
Buch kannst du uneingeschränkt empfehlen und warum?
o
Tokio von Mo
Hayder. Wobei ich eigentlich immer sage „Lies das nicht, das ist zu hart.“ Aber
es ist perfekt ... Der Spannungsaufbau, die historischen Details, die langsame
Aufdeckung, worum es geht ... Aber absolut nichts für schwache Nerven!
·
Was
magst du überhaupt nicht in Büchern?
o Das Schlimmste für mich ist, wenn ich
die Motivation eines Charakters nicht nachvollziehen kann oder diese
schlichtweg nicht vorhanden ist. Wenn also zum Beispiel der Schurke in einem
Buch „einfach nur so halt“ böse ist. Ich will immer gerne wissen, wieso der
tut, was er tut. Was hat ihn denn dazu gebracht, so schrecklich böse zu werden?
·
Lebensmotto?
o
Habe ich sogar
zwei – frei nach Led Zeppelin und frei nach der Rocky Horror Picture Show: „To
be a rock and not to roll“ und „Don’t dream it, be it“.
·
Was
würdest du deinen Lesern gerne einmal sagen?
o
DANKE! (Was
sonst?!)
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