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Wenn man
Blaulicht hört, denkt man an vieles. Polizei, Feuerwehr oder Krankenwagen. Aber
nicht an eine Krimireihe. Und schon gar nicht an einen Autor. Andreas Schieck
ist so ein Autor von der Krimireihe (Bücher von ihm im Anhang). Außerdem ist er sehr vielseitig. Was der
nicht alles schon gemacht hat in seinen Leben!
Werkzeugmacher,
Flugzeugtechniker aber auch Opernsänger und mit Blaulicht verbindet ihn nicht
nur die Krimireihe. Nein, er ist auch bei der Feuerwehr. (Mehr erfahrt ihr im
Interview.)
Und AndreasSchieck ist auch Filmemacher. Eines seiner kleinen Werke, was viel
Arbeitsaufwand ist, wie er mir mal persönlich verraten hat, handelt über die
Leipziger Buchmesse. Ich habe davon schon berichtet.
So wie ist es
aber, wenn ein so vielschichtiger Mann auch Krimis schreibt. Das hat Andreas
mir auf dem braunen Sofa verraten.
(Bild: das-syndikat.com)
Hallo Andreas.
Wie
kamst Du auf die Idee zum letzten Buch?
Mir spukte
schon lange eine Geschichte mit geschichtsträchtigem Hintergrund im Kopf herum.
Helmut Block hatte da so eine Idee und da habe ich diese Geschichte, die ihre
Wirkungen bis in die heutigen Tage hat, entwickelt. Die ganze Geschichte ist im
Epilog zusammengefasst.
Sind
dort eventuell biografische Elemente mit darin verarbeitet?
Biografisches
verarbeite ich grundsätzlich nicht, wenngleich ein Schriftsteller nicht aus
seiner Haut kann. Ich glaube, es sind hauptsächlich die Erfahrungen und
Sichtweisen, die einem im Leben begegnen, die einfließen, ohne autobiografisch
zu sein oder auch zu wirken.
Ist
schon ein neuer Krimi in Bearbeitung und wenn ja, möchtest Du mir kurz
verraten, worum es diesmal geht?
Ja, es gibt
einen neuen Krimi und er handelt vom Wein. Ziemlich viel davon sogar.
Wärst
Du lieber der Schurke oder der Gute in Deinen Krimis, falls Du dort eine Rolle
spielen könntest?
Zu meinen
Figuren habe ich ein sehr innig-distanziertes Verhältnis. Klingt widersinnig,
oder? Da ich versuche, jede einzelne Figur authentisch wirken zu lassen, muss
ich in gewisser Weise ihre Gefühlswelt in der Situation, die sie durchleben
sollen, verinnerlichen. Andererseits darf ich nicht darauf verfallen, eine der
Figuren dem Vorzug zu geben, weil die anderen dann ziemlich blass dastehen
würden, was sehr wahrscheinlich kaum lesbar sein würde. In dem Moment, wo ich
die Figuren führe, ihnen Dialoge gebe, sie handeln lasse, bin ich mit und in
ihnen. Aber sie sind sofort wieder im Setzkasten, wenn sie ihre Funktion
erfüllt haben.
Wie
recherchierst Du für Deine Bücher?
Internet sei
Dank. Hier gibt’s viele Informationen. Es kommt ja gar nicht so sehr darauf an
super genau zu sein. Ich schreibe Romane, keine Dokumentationen. Ansonsten
nehme ich, was ich kriegen kann. Zeitungen, Bücher, Lokalfernsehen und wenn es
erreichbar ist, dann auch mal ein Wochenende vor Ort. Da wiederum versuche ich
mit Leuten in Kontakt zu kommen, um etwas von der Stimmung einzufangen. Das
brachte mir schon einmal wunderschöne Aufnahmen in einem alten, nicht mehr
betriebenen Weinkeller in Freyburg an der Unstrut.
Hast
Du lange gebraucht, um einen Verlag zu finden, der Deine Bücher druckt und
herausbringt?
Zehn Jahre sind
wohl in Literaturkreisen eine relative Zeit.
Schreibst
Du nur Krimis oder auch andere Genrebereiche?
Nein,
allerdings habe ich bislang nur Krimis veröffentlicht. Wie jeder Schreiberling
hat man noch jede Menge Halbfertiges im Kasten (was ja heute Rechner sind) und
noch viel mehr Graupen im Kopf.
Du
warst bestimmt nicht immer Autor. Welchen Beruf hast Du vor dem Schreiben ausgeführt
und seit wann bist Du am Schreiben.
Ich bin auch
heute nicht ausschließlich Autor, da ich nicht einsam und verlassen verhungern
möchte. Gelernt habe ich einmal Werkzeugmacher. Dann war ich Flugzeugtechniker,
Entwicklungsmechaniker, Verfahrenstechniker, Redakteur,
Vertriebsaußendienstler, Opernsänger im Extrachor, Fertigungskonstrukteur,
Auftragsvorbereiter und bin heute Abteilungsleiter in der
Warenausgangskontrolle und nach wie vor bei der Feuerwehr.
Wann
hast Du herausgefunden, dass Du das Schreiben hauptberuflich machen möchtest?
Diesen Zahn
habe ich mir selbst gezogen, siehe Antwort oben. Wenn man nicht von der
Schreibe leben muss, hat man die Freiheit etwas zu tun, oder eben auch nicht.
Das ist etwas wert. Jeder, der einer künstlerischen Tätigkeit nachgeht muss
wissen, dass er mit dem Beginn seiner Arbeit auch gleichzeitig ein
Verfallsdatum hat. Vor allem jungen Leuten sollte das eindringlich klar gemacht
werden. Das Bild vom wohl situierten Künstler mit dickem Bankkonto in der
Öffentlichkeit trifft nur auf eine mikroskopisch kleine Gruppe von Leuten zu.
Hat
sich Dein Leben verändert, als Du Dein erstes Buch herausgebracht hast?
Grundsätzlich
nicht, außer dass man sich daran gewöhnen muss, von da ein Leben mit
veröffentlichten Büchern zu führen. In der Zeitung erscheinen Artikel, man wird
von vollkommen fremden Leuten erkannt und man setzt sich öffentlich der Kritik
aus, der positiven wie negativen. Man sollte eine gewisse Gelassenheit
mitbringen. Am Anfang ist die Aufregung etwas groß, hat man doch etwas getan,
was in der engeren und weiteren Gegend keiner für sich verbuchen kann. Das gibt
sich wieder.
Wie
sieht momentan Dein Alltag aus? Wie viel Zeit verbringst Du mit dem Schreiben?
Und wie baust Du den Alltag in das Schreiben ein?
Da ich
berufstätig bin, ist die Zeit bis zum späten Nachmittag immer vollkommen
verplant. Schreiben ist immer im weiteren Sinne zu sehen. Dazu gehört natürlich
zunächst einmal einen Plott zu entwickeln, ihm eine Form zu geben und wenn
alles fertig ist, das ganze aufzuschreiben. Ansonsten gibt’s auch noch den ganz
normalen Alltag, wo man sich was kaufen muss, damit man nicht entkräftet und in
zerschlissenen Klamotten am Rechner für immer einschläft. Was dann noch übrig
ist, bleibt fürs Schreiben und für sonstige Musen. Jeder Tag läuft da anders,
aber wenn man das Fernsehen weg lässt, bleibt immer noch ausreichend Zeit für
ein, wie ich finde, produktives und spannendes Hobby.
(Ich finde,
Andreas kann so gut bildlich erzählen, dass man stets die Bilder vor Augen hat.
Ich habe ihn ja persönlich kennen lernen dürfen und fand auf der LBM seine „Erzählkunst“ gut und interessant.)
Hast
Du noch Projekte, die Du in Zukunft erreichen wollen oder beenden wollen.
Projekte gibt’s
wohl immer. Da liegt noch eine Art Abenteuerroman als Trilogie herum, die
vollkommen umgeschrieben werden muss, es sind noch Romanideen vorhanden, wo es
sich lohnen würde, zumindest den Rahmen zu entwerfen, dann gibt es noch die
Sammlung der sogenannten wahren Geschichten, die mal aufgeschrieben werden
müsste, es existiert auch noch...
(Uh, wahre
Geschichten. Das ist voll mein Ding)
Warum
schreibst du gerade in diesem Genre?
Krimis haben
mich immer schon interessiert und zuweilen fasziniert. Warum sich nicht also
selbst einmal daran versuchen? Außerdem ist vielleicht der Einstieg etwas
einfacher, als bei den gedankenschwangeren, dickleibigen, tiefgründigen und
vollkommen humorlosen Schriften der sogenannten Weltliteratur.
3
Dinge, die zu einem perfekten Tag dazu gehören?
Leichter
Nieselregen bei angenehmen Temperaturen, dazu ein trockener Wein mit der
richtigen Betriebstemperatur und natürlich kein Lärm um nichts.
Welcher
Film bringt dich zum Lachen und welcher zum Weinen?
Filme bringen
mich allenfalls noch in Rage, weil die Plotts immer inhaltsleerer zu werden
scheinen und die Dramaturgie durchsichtig ist, wie eine Milchglasscheibe im
Vakuum. Auch Filme mit Unterhaltungswert, also wo einem alles weh tut vor
Lachen, dürfen eine gewissen Inhaltstiefe haben, hintersinnig sein. Aber es
scheint tatsächlich jemand zu wollen, dass niemand mehr Nachdenken muss. Und so
wird ein Billigschrott nach dem anderen produziert oder importiert. Dieter
Hildebrandt sagte einmal, es sei keine Frage mehr, ob die Deutschen verblöden,
sondern nur noch wann es so weit ist. Ich glaube es ihm.
(Ja, da stimme
ich ihm teilweise zu. Was heutzutage an Sendungen gibt, das tut schon weh)
Welches
Buch kannst du uneingeschränkt empfehlen und warum?
Da gibt es
nichts bei mir. Ich finde, Bücher sind für alle da und jeder muss sich seine
Welt selbst zusammen lesen. Aber lesen. Dass ist das Entscheidende. Dabei
sollte immer alles mich noch nie auf Meinungen verlassen, die mir vorgegeben
wurden und dessen Hintergründe zur Verfügung stehen, egal ob es giftig ist oder
banal.
Von
welchem Buch sollte man die Finger lassen und warum?
Steckt in der
vorigen Frage drin.
Lebensmotto?
...ist
veröffentlicht in „Mord vor dem Tod“ und lautet: „Es gibt keine
allgemeingültige Wahrheit, sondern nur eine persönliche. Das wiederum gilt
allgemein.“
Was
würdest du deinen Lesern gerne einmal sagen?
Lest, was ihr
vor die Nase kriegt und denkt daran, der Autor dahinter ist nicht Dr.
Allwissend. Er möchte euch nur ein bisschen unterhalten und wenn ihr Spaß daran
habt, dann bin ich damit vollkommen zufrieden und habe am anderen Ende meine
Freude daran.
Bestimmt wirst Du
oft in Interviews das Gleiche gefragt. Welche Fragen können Du nicht mehr
“lesen” und welche Frage würdest Du gerne einmal beantworten?
Am meisten scheint die Leute zu interessieren, wie lange
man an was schreibt und wann man das tut. Hängt wohl damit zusammen, dass sie
sich das nicht vorstellen können und gar nicht so selten glauben, als Schriftsteller
führe man ein wild-romantisches Leben und man wird dauernd von der Muse
geknutscht. Ich erkläre es ihnen halt, wie ich es mache und weiß, dass es kaum
jemand glaubt. Sei es drum. Ich werde auch in Zukunft diese Frage geduldig
beantworten, da sie ja aufgrund der Häufigkeit eine der großen Wissenslücken
sein muss. Ich mag es einfach, wenn ich Leuten etwas erklären kann und sie es
verstehen. Der Gedanke an eine womöglich aufkommende Konkurrenz ist absurd.
Planst Du Deine Bücher immer von Anfang bis Ende
oder verselbstständigt sich ein Charakter auch mal?
Ich gestatte
meinen Figuren und der Handlung nur in der Entwicklungsphase Selbstständiges.
Wenn der Plott steht, wird davon nicht mehr abgewichen (das gilt natürlich
nicht für Nuance, wo was fehlt oder was zu viel ist). Das Schreiben ist
letztlich nur noch eine Art Fleißarbeit. Ansonsten käme ich nie zum Ziel, was
feststehen muss und so genau wie möglich ganz am Anfang ausformuliert wird.
Erst dann geht es in den Ablauf. Heißt also, ich plane durch. Das erspart Ärger
bei der Vollendung.
Hast du selber schon mal die Orte/Gegenden bereist
von denen Du in deinen Romanen so schreibst? Und was lässt Dich immer wieder
solche Orte für Deine Romane auswählen?
Wie ich schon
bei den Recherchen schrieb war ich da, wenn sich die Orte erreichen lassen. Ich
finde, Orte müssen irgendwie immer etwas zur Handlung passen. Jetzt frage mich
nicht, was damit gemeint ist. Dafür habe ich keine vernünftige Antwort.
Einmal
ganz frech gefragt: Wieso führe ich das Interview mit dir?
Weil du
furchtbar neugierig bist, es dir in den Kopf gesetzt hast, dir noch so ein
Exemplar wie ich in deiner Sammlung fehlt, du was für dein kleines Bücherzimmer
brauchst, du einfach mal wissen wolltest, was mir dazu einfällt und du deiner Umwelt
mitteilen möchtest, was dir so für merkwürdige Buchstabensetzer über den Weg
laufen.
(Und ich freue mich,
dass so ein Exemplar gerne mein Interview beantwortet hat)
Wie gehst du mit negativen Rezensionen um?
Ich zerreiße sie in der Luft, lasse die Fetzen sinken, hebe sie
auf, setze sie sorgsam wieder zusammen, gucke dann mal nach, was wirklich da
steht und freue mich, dass einer auf meine Äußerungen reagiert hat. Mein Werk
war also interessant genug, es unter die Lupe zu nehmen. Kleiner Nebeneffekt:
Es bekommen noch mehr Leute mit, dass da was ist.
(haha, ich kann mir das gerade bildlich vorstellen)
Was magst du überhaupt nicht in Büchern?
Kleckse und
fehlende Seiten.