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Freitag, 17. August 2018

Interview mit einer.... Fachärztin


Sie ist Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie mit dem Schwerpunkt Forensische Psychiatrie. Sie leitete 18 Jahre Kliniken für Forensische Psychiatrie und ist nun ausschließlich als Sachverständige für Forensische Psychiatrie tätig. Sie begutachten Straftäter zur Schuldfähigkeit und erstellt Prognosegutachten über Täter in Strafhaft und im Maßregelvollzug. Ihre Schwerpunkte sind sexuelle Gewaltstraftaten und Tötungsdelikte, schwere Gewaltstraftaten und Tötungsdelikte im sozialen Nahraum, u. a. bei Amok oder bei schweren psychischen Erkrankungen und schwere Persönlichkeitsstörungen.
Sie wird beauftragt von den Staatsanwaltschaften, von Gerichten, Justizvollzugsanstalten, Sozialtherapeutische Anstalten, Kliniken der Forensischen Psychiatrie. Aber wer ist diese Fachärztin? Wer steckt dahinter? 
Gerne hat Frau Saimeh auf meinen kleinen braunen Sofa Platz genommen.

Daher würde Ich gerne ein wenig hinter der Person Dr. med. Nahlah Saimeh schauen und habe Ihr ein paar Fragen gestellt. 

·       Sie sind Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie Schwerpunkt: Forensische Psychiatrie. wie kam es zu dem Beruf, diesen Werdegang.
Ursprünglich wollte ich gewissermaßen das Gegenteil von Psychiatrie machen; ich wollte nämlich Chirurgin werden. Mein Interesse an der Psychiatrie wurde erst während des Medizinstudiums geweckt. Die Vorlesung mit Patientenvorstellungen fand ich so beeindruckend, dass ich erst dadurch verstanden habe, was psychische Erkrankungen eigentlich sind und wie wichtig das Fach ist. Erst da habe ich beschlossen, dass ich Psychiaterin werden will. Seitdem habe ich das dann zielstrebig verfolgt, also als Studentin in der Psychiatrie gejobbt, meine Doktorarbeit in der Psychiatrie gemacht, meine Facharztausbildung zügig absolviert und dann war es wieder Zufall, dass ich mit der Forensischen Psychiatrie in Kontakt kam.

·       Warum gerade diese Richtung?
Im Laufe meiner Facharztausbildung bekam ich auch Patienten, die im Zusammenhang mit ihrer psychischen Erkrankung straffällig geworden waren. Ich habe mich dann in dieses Schnittmengengebiet zwischen Psychiatrie und Kriminologie eingearbeitet und habe auch die gutachterlichen Fragestellungen dahinter sehr interessant gefunden. 

·       Sie sprechen oft ja mit Tätern. Haben Sie da auch schon mal Angst, diesem gegenüber zu sitzen?
Nein, die Gespräche verlaufen sehr ruhig. Es ist ja eher so, dass Personen, die sich begutachten lassen, entweder versuchen, sich möglichst gut darzustellen oder aber auch das Gespräch für ein Resümee nutzen wollen. Es gibt aber auch Personen, mit denen kann man nicht im Vieraugengespräch sein. Das ist aber sehr selten der Fall. Dann muss eben ein Beamter oder in der Klinik dann jemand vom Pflegepersonal anwesend sein. Das kommt aber kaum vor. 

·       Was war der Fall, der Ihnen am meisten im Gedächtnis geblieben ist, oder am längsten?
Es gibt im Laufe der Zeit natürlich viele Straftaten und Straftäter, die einem wegen besonderer Details der Straftaten oder aber wegen besonderer Persönlichkeitseigenschaften gut im Gedächtnis bleiben. Eine Reihe dieser Fälle habe ich ja in dem Piper-Taschenbuch ausführlicher beschrieben. Wenn jemand seine Frau tötet und die Leiche dann auf der Straße verbrennt, weil er es nicht mehr schafft, die Leiche anderweitig verschwinden zu lassen, dann prägt sich das natürlich ein. Oder jemand, der seine Stieftochter über Jahre sexuell missbraucht, sie dann tötet und im Kleingarten vergräbt.
·       Wie kam es dazu, Bücher über Ihre Arbeit zu schreiben?
Es gab ein Interesse an der Arbeit und daran, die Zusammenhänge zwischen psychischer Störung und der Begehung von Straftaten zu erklären. Ich habe dann überlegt, ob ich dazu beitragen will und für mich war es wichtig, keine Sensationslust zu bedienen, sondern zum Nachdenken anzuregen.

·       Wie sieht Ihr Arbeitsalltag aus?
In meiner Tätigkeit als ärztliche Klinikleitung hat man natürlich viel mit Verwaltungsarbeit, Personalfragen etc. zu tun. In der eigentlichen Tätigkeit als forensische Psychiaterin dreht sich alles um intensives Aktenstudium und die Befragung, die Gespräche mit den Insassen in Forensischen Kliniken und Justizvollzugsanstalten und dann geht es darum, sorgfältig alles miteinander in Beziehung zu setzen und auszuwerten und die von der Justiz gestellten Fragen zu beantworten. Kurzum: ich sitze viel am Schreibtisch und ansonsten bin ich viel in Justizvollzugsanstalten und Kliniken und spreche viele Stunden mit Straftätern.

·       Was tun Sie, um von Ihrer Arbeit abzuschalten?
Wenn es die Zeit zulässt, schaue ich mir gerne Ausstellungen an. Meine Arbeit empfinde ich ja nicht als Belastung, sondern als sinnvolle und sehr interessante Tätigkeit. 

·       Gab es auch positive Erlebnisse mit Tätern?
Es freut mich natürlich, wenn jemand sich in dem Gutachten, das ich über ihn geschrieben habe, gut beschrieben und gut erkannt fühlt. Das kommt sogar auch dann vor, wenn etwas Kritisches in dem Gutachten steht. 

·       Wie reagieren die Menschen auf Sie, wenn Sie sich mit Ihrem Beruf vorstellen?
Es gibt zwei Sätze, den ich ständig höre: Oh, das ist aber eine sehr schwierige und belastende Aufgabe und Da tragen Sie aber viel Verantwortung. Man hört ja ständig, dass da wieder einer laufen gelassen wurde und dann ein Kind tötet. Ich finde das immer verblüffend- vor allem das mit der Verantwortung. Viele Berufe erfordern ein sehr verantwortungsbewusstes Handeln und zwar in ganz verschiedenen Bereichen. Das gilt für den Zugführer, für den Busfahrer, für den Piloten, aber auch für jeden anderen Arzt, für Spitzenpolitiker etc. etc. Und dass man „immer“ hört, dass „wieder“ einer laufen gelassen wurde, ist richtig, bildet aber nicht das faktische Verhältnis von Rückfalltaten ab.
·       Verfolgen Sie das Ende der Fälle?
Nicht immer.

·       Wie schaffen Sie es, unvoreingenommen und neutral zu arbeiten?
Das ist bei mir offenbar eine Persönlichkeitseigenschaft, die es mir eher leicht macht, die Tätigkeit auszuüben. Sachlichkeit ist sicherlich eine meiner Lieblingseigenschaften.

·       Welche Art von Menschen kann Ihnen noch Angst machen?
Das ist eher eine Frage für den politischen Raum. 

·       Lehnen Sie Fälle ab?
Das ist bisher nicht vorgekommen – außer aus Zeitmangel natürlich.

·       Ist es ihnen manchmal unangenehm einen Straftäter gegenüber zu sitzen
Mir ist es nicht unangenehm, mit jemandem zu sprechen, es gibt aber natürlich Menschen, die durchaus sehr unangenehme Eigenschaften haben. Das ist aber zweierlei. Und letztere muss man dann so beschreiben, dass auch die Leser des Gutachtens verstehen, wie dieser Mensch die Kontaktaufnahme zu anderen Menschen gestaltet.

·       Was macht für Sie Ihre Arbeit so besonders? 
Die Vielfältig, die Individualität jedes einzelnen Menschen und die ständige Vergegenwärtigung dessen, dass Dankbarkeit und Demut im Leben zwei sehr wichtige Grundhaltungen sind.

·       Im Fernsehen sprechen Sie ja als Expertin bei den spektakulärsten Kriminalfällen. Wie ist es dazu gekommen?
Ich wurde angefragt. Sendungen dieser Art erfreuen sich offenbar großen Interesses und so hat man mich dafür angesprochen. 



Ähnliches Foto Ich danke Ihnen für die Zeit, die Sie sich für mich und meinen Blog genommen haben. Ein sehr interessanter Einblick in Ihrer Arbeit. 




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