Interviews

Interviews nicht nur mit Autoren, nein auch andere Interviews findet man hier.

Dienstag, 15. Oktober 2019

Interview mit einem ...Polizeibeamten


In der letzten Ausgabe von „Das Kriminalmagazin“ bin ich auf einen Beitrag gestoßen, wo es um zwei Polizeibeamte von Schweinfurt ging. Das hat mich sehr interessiert und dachte mir, da würde ich gerne mehr erfahren von den Beiden. 
So kam es, dass ich ein wenig hinter der Person Joachim Engel schauen möchte und hab daher ein paar Fragen gestellt.
 Vielen Dank dafür, dass Sie sich die Zeit genommen haben. Übrigens, hier kann man das Interview mit Joachim Engel als Autor nachlesen.  Und auch in der Mainpost ist sind zwei Artikel erschienen, aber auch gibt es einen Auftritt im  Fernsehen beim ZDF.

  • Sie sind Polizeibeamter. Wie kam es zu dem Beruf, diesen Werdegang.
    • Das ist relativ unromantisch. Ich hatte die Nase voll vom Schulbankdrücken. Der Polizeiberuf versprach schon während der Ausbildung finanzielle Unabhängigkeit und natürlich einen Job auf Lebenszeit. 
  • Warum gerade diese Richtung
    • Natürlich kann man den Polizeiberuf sehr unterschiedlich ausüben. Ich wollte jedenfalls nie einen reinen Bürojob mit Arbeitszeit Montag bis Freitag 7 bis 16 h. Auch war mir nie Karriere wichtig. Deswegen bin ich gerne auf der Straße geblieben.
  • Sie sprechen oft ja mit Tätern. Hatten Sie da auch schon mal Angst, diesem gegenüber zu sitzen?
    • Halten Sie mich jetzt bitte nicht für Überheblich, aber Angst kenne ich nicht.
  • Was war der Fall, der Ihnen am meisten im Gedächtnis geblieben ist, oder am längsten?
    • Natürlich bin ich schon unmittelbar nach Mord, Totschlag und Schießerei eingetroffen. Das hat mich aber nie so sehr beschäftigt. Es sind vielmehr andere Sitationen, in denen mich der Mensch überrascht, gerne auch positiv. Das beschäftigt mich mehr.
  • Wie kam es dazu, Bücher über Ihre Arbeit zu schreiben?
    • Ich wollte Kurzgeschichten aus dem menschlichen Alltag schreiben, die dem Leser ein nachdenkliches Schmunzeln entlocken. Dann hab ich gemerkt, dass grade in dieser Beziehung der polizeiliche Alltag einigen Stoff hergibt. Die Leute sind da auch sehr interessiert. Der Polizeibeamter als Mensch, für viele immer noch überraschend.
  • Wie sieht Ihr Arbeitsalltag aus?
    • Ich setz mich in den Streifenwagen, fahr von einem Einsatz zum anderen und hab Spaß dabei, insbesondere in menschlichen Abgründen zu wühlen.
  • Was tun Sie, um von Ihrer Arbeit abzuschalten?
    • Ich setz mich aufs Rad, egal ob Straße oder Wald, und lasse 4 Stunden die berühmte Seele baumeln.
    • Oft werden da Sachen klarer, denen man sich sonst nie bewusst geworden wäre. 
  • Gab es auch positive Erlebnisse mit Tätern?
    • Bei dem Wort Täter denke ich an Kapitalverbrechen. Nein, da gab es keine positiven Erlebnisse. 
    • Einen Unfallflüchtigen, Körperverletzer, Beleidiger usw. sehe ich nicht als Täter. Vielmehr als Mensch, der eben einen Fehler macht.
  • Wie reagieren die Menschen auf Sie, wenn Sie sich mit Ihrem Beruf vorstellen?
    • Bei meinen Lesungen stelle ich mich meist als Finanzbeamter vor. Dann ist Totenstille. Da sag ich: Ne, keine Angst, ich bin nur Polizeibeamter. Dann lachen alle und die Stimmung ist sehr gelöst.
  • Verfolgten Sie das Ende der Fälle?
    • Ja, immer, das ist ja das Ergebnis meiner Arbeit.
  • Wie schaffen Sie es, unvoreingenommen und neutral zu arbeiten?
    • Das schaff ich eben nicht. Die Grenze zwischen Vorurteil und Menschenkenntnis ist fließend.
  • Welche Art von Menschen kann Ihnen noch Angst machen?
    • Beamte, die sich ohne menschliche Regung hinter ihrer Uniform und ihren Vorschriften verstecken und natürlich religiöse Fanatiker. Traurig machen mich Dummheit und Müllberge am Straßenrand.
  • Ist es Ihnen manchmal unangenehm, Tätern gegen über zu sitzen, die schwere Verbrechen begangen haben?
    • Nein, die bleiben aber meist auch ein menschliches Rätsel. Die Leben meist in ihrer eigenen Welt, in die man keinen Zugang findet. Ich habe noch nie jemand gesehen, der zugegeben hätte, dass er ein schlechter Mensch wäre. Alle haben Entschuldigungen für das was sie tun.
  • Was machte für Sie Ihre Arbeit so besonders? 
    • Das ich immer wieder überrascht werde, selbst Fehler mache und auch mit 58 Jahren immer noch dazu lerne.

Interview mit einem Autoren .... diesmal Joachim Engel

Joachim Engel ist Polizeibeamter. Doch auch ist er Autor. Eines seiner Bücher – Rossmarkt - geht um den Alltag im Beruf. Die anderen sind aus dem fränkischen Alltag! Deswegen würde ich gerne dem Autor ein paar Fragen stellen. Schließlich ist Joachim Engel ein waschechter Franke. Aber auch ein zweites Interview habe ich mit dem Polizeibeamten geführt. Über seine Arbeit. 
Übrigens sind schon ein paar Artikel in der Mainpost von dem Autor veröffentlicht worden und sogar im Fernsehen beim ZDF ist Joachim Engel  aufgetreten.


Vielen Dank für die Zeit, die Sie sich genommen haben.   


  • Wie kamen Sie auf die Idee zum Buch? (siehe unter dem Interview)
    • Es gibt so viele Momente und skurrile Situationen im täglichen Leben, die einfach niedergeschrieben werden müssen. Durch die fränkische Mundart gewinnen sie an menschlicher Nähe. 
    • Schließlich wollte ich dann einen ernsthaften Roman schreiben. Er sollte in Schweinfurt spielen und die Schicksale von Personen aus verschiedenen sozialen Schichten sollten sich verknüpfen. Das waren meine Vorgaben.
  • Sind dort eventuell biografische Elemente mit darin verarbeitet?
    • Das wird mir immer unterstellt, dass ich mich mit der Hauptperson Sebastian selbst beschreibe. Blödsinn.
    • Einzig die Einsätze des Polizeibeamten habe ich tatsächlich in ähnlicher Form erlebt.
  • Wie recherchiere Sie für Ihre Bücher?
    • Schon ernsthaft. Das Schicksal des Russlanddeutschen mit Umsiedlung nach Kasachstan während der Stalin-Zeit und schließlich die Emigration nach Deutschland hat mir eine Familie so erzählt, die ich während eines Einsatzes kennenlernte. Den Kontakt zu einer Frau türkischer Herkunft habe ich gezielt gesucht und wir haben uns mehrmals zum Kaffee getroffen. In andere Bereiche habe ich dienstlich Einblick bekommen.
  • Haben Sie lange gebraucht, um einen Verlag zu finden, der Ihre Bücher druckt und herausbringt?
    • Ich hatte relativ schnell einen kleinen Verlag, der mir jedoch keine richtige Perspektive bieten konnte. Da hätte ich erstmal richtig investieren müssen. BoD ist ein Selbstverlag. Man gestaltet sein Buch komplett selbst und hat kein finanzielles Risiko.
  • Hat sich Ihr Leben verändert, als Sie Ihr erstes Buch herausgebracht haben?. 
    • Kaum. Ab und an mal ein Artikel im Lokalteil der regionalen Zeitung, ein Interview im Schweinfurter Fernsehen. Geändert hat sich mehr, als ich vor zwei Jahren Mitglied der Schweinfurter Autorengruppe SAG wurde. Hier bekomme ich Unterstützung mit Rat und Tat und wir stemmen einige Veranstaltungen im Jahreskalender. So z.B. unser jährlicher Auftritt in der Kleinkunstbühne Disharmonie in Schweinfurt. Damit ging für mich ein Traum in Erfüllung.
  • Sie sind ja Polizeibeamter. Wie sieht momentan Ihr Alltag aus? Schreiben Sie an einem neuen Buch? Und wenn ja, wieviel Zeit investieren Sie im Schreiben? 
    • Es gibt da immer so Phasen, in welchen ich innerhalb weniger Tage 3 -4
    • Geschichten schreibe, dann wieder wochenlang gar nichts. Die Idee und das Grundgerüst reift beim radeln. Geschrieben ist dann eine Geschichte in kaum einer Stunde. Der Feinschliff kommt immer wieder mal beim Drüberlesen.
    • Momentan habe ich eigentlich schon genug Geschichten für ein neues Buch, welches dann „Der Franke gibt net auf“ heißen wird. Um die dann anfallenden Lesungen besser bewältigen zu können, werde ich mit dem Veröffentlichen wohl noch warten, bis ich nicht mehr im Schichtdienst arbeite, also mit 60.
  • Haben Sie oft schon Interviews als Autor gegeben und wenn ja, welche Fragen können Sie nicht mehr hören und welche Fragen würden Sie gerne beantworten?
    • Ja, da war wie gesagt ein Interview im Schweinfurter Fernsehen und natürlich der Artikel in der FAZ. Ich kann mir keine unangenehme Frage vorstellen. Schließlich sollte man auf alles eine Antwort wissen. Notfalls heißt die Antwort eben: Keine Ahnung…
    • Eine interessante Frage wäre z.B. ob man in dem Beruf nicht zwangsläufig zum Menschenfeind wird
  • Planen Sie Ihre Bücher immer von Anfang bis Ende?
    • Sollte ich jedenfalls. Nach meiner Pensionierung werde ich mich noch einmal an einem Roman versuchen. Da brauch ich sicher mehr Zeit und Planung als beim Rossmarkt, mit dem ich nicht so ganz zufrieden bin.
  • Die Bücher spielen ja in Schweinfurt? War es Ihnen immer wichtig, dass diese vor Ort spielen oder hätte es auch andere Ortschaften sein können?
    • Sicher kann man ein Buch auch an einem fiktiven Ort spielen lassen. Das wird vielleicht beim nächsten Buch so sein. Mit „Rossmarkt“ wollte ich schon Schweinfurt ein Denkmal setzen.
  • Was mögen Sie überhaupt nicht in Büchern?
    • Ein böses Ende
  • Was hat Ihr Vater und was hat Ihre Mutter Ihnen im Leben mitgegeben?
    • Als ich mit 17 von zuhause weg ging, hat mein Vater gesagt: bleib anständig und mach uns keine Schande. Ich hatte aber auch immer das Gefühl, dass egal was passiert, ich im Elternhaus aufgefangen werden würde.
  • 3 Dinge, die zu einem perfekten Tag dazu gehören?
    • Sport - Entspannung - gepflegt essen und trinken - ein gutes Gespräch (oh, das waren vier)
  • Welcher Film bringt Sie zum Lachen und welcher zum Weinen?
    • Lachen: Eine Nacht bei Mc Cool’s. Weinen: Magnolien aus Stahl
  • Welches Buch können Sie uneingeschränkt empfehlen und warum?
    • Der Zauberberg von Thomas Mann. Es passiert nichts - aber wunderschön geschrieben
  • Lebensmotto?
    • Living is easy
  • Welchen Autor/ welcher Autorin würden sie gerne mal persönlich begegnen? Oder welcher Persönlichkeit?
    • Ich würde gerne mal mit Keith Richards um die Häuser ziehen
  • Was würden Sie Ihren Lesern gerne einmal sagen?
    • Ziel meiner Bücher ist, dass man nach jeder Kurzgeschichte das Buch kurz zur Seite legt und mit einem Schmunzeln kurz verweilt.

Joachim Engel bisher erschienenen Bücher: