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Sonntag, 5. November 2023

Interview mit einer Autorin ... heute Anne Griesser

 Nach langer Zeit darf ich endlich wieder mal ein Interview posten. Die liebe Anne war bereit, sich meinen Fragen zu stellen. Sie ist die Schriftstellerin von dem True Crime Buch "Soko Dreisam". Und somit ist Anne Griesserdaher interessant für mich :-).

Aber was hat sie nun geantwortet. Wie ist ihr Autorinnen Leben? Das erfahrt ihr hier in diesem Interview 

Übringes ist mir aufgefallen, das ich auf der Buchmesse kein Foto von ihr bzw uns aufgenommen habe. So ein Versäumnis!Deswegen ist hier das Foto von kriminetz. Übrigns gibt es da einen sehr interessanten Bericht über die Buchmrsse, nur so am Rande.

Nun ein wenig "Fachwissen" zu Anne Griesser: 

Geboren 1967 in Walldürn Nach einer studierenden Laufbahn (siehe Interview) ist ihr seriöses Berufsleben auf die schiefe Bahn geraten. Es ging dabei um Mord und Totschlag. Gottseidank schreibt sie nur darüber: -. Oft schwingt sie in Freiburg so manche blutige Feder in Theaterrequisiten. Sie erfreut sich an mehreren Nominierungen für den Agatha- Christi- Krimipreis und ist Gewinnerin des Afrika Kurzgeschichten Wettbewerbs des Ronald Henss Verlages. Außerdem Initiatorin des Freiburgers Krimipreises.  Und selbstverständlich ist sie Mitglied bei den Mörderischen Schwestern und im Snydikat.

 

Wie ihr inzwischen wisst, ist True Crime einer meiner Lieblings Genre. Jetzt im Oktober auf der Buchmesse besuchte ich daher auch meinen Lieblingsverlag hansanord. Und dort traf ich auf Anne Griesser. Sie hat das Buch „Soko Dreisam“ geschrieben. An dem Messefreitag kam ich mit ihr ins Gespräch und sie erzählte mir ein wenig von dem Entstehen des Buches. Fand ich voll interessant. Doch leider war es zu viel zu merken (oder aufzuschreiben) und so bat ich die True Crime Autorin um ein Interview. Und das hier ist nun das Ergebnis davon. Vielen Dank, liebe Anne für die Zeit dafür.

©Jürgen Schmid, Kriminetz 

 

1.      Wie kamst Du auf die Idee zum letzten Buch?

 Krimiautor*innen sind – man mag es kaum glauben – in der Regel sehr friedliebende Menschen. Sie denken sich zwar böse Geschichten aus, aber in der Realität sind sie (sofern sie keine Polizist*innen sind) doch sehr weit vom Verbrechen entfernt. Ich empfand das als merkwürdige Diskrepanz und wollte einen echten Mordprozess erleben, um mich auch dieser Erfahrung zu stellen.

Der Mord an Maria Ladenburger, der 2016 von einem angeblich jugendlichen afghanischen Flüchtling begangen wurde, erregte bundesweit Aufsehen.

Was bei mir als Neugier und im weitesten Sinne als „Berufsinteresse“ begann, hat schnell eine Eigendynamik entwickelt. Im Laufe von 26 Prozesstagen habe ich viel über das deutsche Justizwesen gelernt, über die Problematik von Gutachten vor Gericht, über die Glaubwürdigkeit von Zeugenaussagen – aber auch über sie schwierige Situation jugendlicher Flüchtlinge in Deutschland.

Das alles hat mich so sehr beschäftigt, dass ich es schließlich im Buch SOKO Dreisam niedergeschrieben habe. Es geht hier also nicht nur um die Ermittlungsarbeit, sondern auch um Hintergründe und um Besonderheiten im Prozessverlauf.

Das Problem unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge und ihrer Sozialisation in Deutschland ist ja nach wie vor hochaktuell.

 

2.      Du schreibst ja verschiedene Genres? Bei einem Krimi, wärest Du da lieber der Schurke oder der Gute?

 Im Roman finde ich die Schurken fast immer interessanter. Oft haben sie mehr Facetten, mehr Ecken und Kanten als die Ermittler*innen. Aber da sie am Ende immer geschnappt werden, wäre ich wohl doch lieber die Gute … Und ihm wahren Leben schon sowieso.

 

3.      Wie recherchierst Du für Deine Bücher?

 

Das kommt natürlich sehr auf das Thema und auf das Genre an. Bei SOKO Dreisam habe ich mir beispielsweise während des Prozesses die Finger wund geschrieben, damit ich nichts vergesse. Aufnehmen darf man im Gerichtssaal ja nicht.

Bei meinen historischen Romanen lese ich mich sehr gründlich in die Thematik ein – und suche mir Fachleute, denen ich auch ganz spezielle Fragen stellen kann. Und ich versuche immer, die Schauplätze meiner Geschichten mit allen Sinnen zu erfassen. Das ist mir genauso wichtig wie die inhaltliche Recherche.

 

4.      Hast Du lange gebraucht, um einen Verlag zu finden, der Deine Bücher druckt und herausbringt?

 Bei meinem ersten Roman „Trauben rot, Liebchen tot“ hatte ich großes Glück und fand auf Anhieb einen Verleger. Es war ein kleiner, regional verorteter Verlag, aber ich war überglücklich. Wenn dann ein paar Bücher auf dem Markt sind, werden die Kontakte zu neuen Verlagen einfacher, weil man schon einen Namen hat und etwas vorweisen kann.

 

5.      Du warst bestimmt nicht immer Autor. Welchen Beruf hast Du vor dem Schreiben ausgeführt und seit wann bist Du am Schreiben.

 Geschrieben habe ich schon immer. Auch als Kind. Da habe ich schon allen erzählt, dass ich Schriftstellerin werden möchte. Aber wie die meisten Autor*innen habe ich einen eher abenteuerlichen Werdegang hinter mir. Es fing recht seriös an, im „ersten Leben“ bin ich Dipl. Bibliothekarin. Dann habe ich Ethnologie und Germanistik studiert, wurde Reisejournalistin und Reiseleiterin, habe jede Menge interessante (und ein paar weniger interessante) Jobs ausgeübt und mich ab 2010 ganz aufs Schreiben konzentriert. Dazu gehören aber im weitesten Sinne auch Veranstaltungen (z.B. selbst entwickelte Krimiwanderungen), Auftragsarbeiten (z.B. für die Heftromanreihe Jerry Cotton), Unterricht im Kreativen Schreiben (z.B. an der Uni Freiburg) und vieles mehr. Man muss also auch in dieser Hinsicht kreativ bleiben, wenn man den Beruf „Autorin“ wählt.

 

6.      Wann hast Du herausgefunden, dass Du das Schreiben hauptberuflich machen möchtest  

 Irgendwann ließen sich die anderen Jobs nicht mehr mit der Schreibleidenschaft (und der Zeit, die man dafür braucht) vereinbaren. Da musste ich mich entscheiden. Und plötzlich war es ganz einfach.

 

7.      Hat sich Dein Leben verändert, als Du Dein erstes Buch herausgebracht hast?

 Ich schätze, das erste gedruckte Buch (das war 2001 ein kulturgeschichtliches Sachbuch über meine Wahlheimat Freiburg) hat vor allem bewirkt, dass ich mir das professionelle Schreiben wirklich zugetraut habe. Von da an habe ich meinen Kindheitstraum recht hartnäckig verfolgt.

 

8.      Wie sieht momentan Dein Alltag aus? Wie viel Zeit verbringst Du mit dem Schreiben? Und wie baust Du den Alltag in das Schreiben ein?

 Einen echten Alltag gibt es nicht. Und das ist gut so! Da gibt es Monate, in denen ich kaum zum Schreiben komme, weil ich ganz viele Veranstaltungen habe. Wenn ein neues Schreibprojekt ansteht, versuche ich mir im Vorfeld mindestens vier Monate dafür freizuschaufeln, damit ich dran bleiben kann. Dann schreibe ich meist ganz konzentriert ca. vier Stunden am späten Vormittag und verschiebe alles andere (auch alles Private) auf den Nachmittag und Abend.

Ich liebe diese Schreibphasen – aber wenn ein Projekt abgeschlossen ist, freue ich mich auch wieder auf Veranstaltungen und Unterricht. Offensichtlich brauche ich die Abwechslung.

 

9.      Hast Du noch Projekte, die Du in Zukunft erreichen oder beenden willst?

 Jede Menge! Da gibt es natürlich noch ganz viele Buchideen, einige davon  sind auch schon in der Planung sehr weit gediehen. Derzeit suche ich einen Verlag für einen bereits abgeschlossenen Roman, bei dem es um die dramatische Flucht einer Kuhherde von einer Weide im Schwarzwald geht. Kein Krimi, eher in der Tradition von „Watership down“ geschrieben, deshalb kommen meine bisherigen Verlage nicht wirklich infrage.

Daneben gibt es noch Ideen für neue Veranstaltungen, Theaterstücke und sogar für ein Filmprojekt.     

 

10.   Was hat dir dein Vater und was hat dir deine Mutter mitgegeben?

Die Leidenschaft für gute Geschichten habe ich wohl am ehesten von meiner Großmutter geerbt. Sie war eine brillante Erzählerin. Meine Eltern haben beide gern gelesen, Bücher gehörten bei uns immer zum Inventar. Mein Vater ist leider sehr früh gestorben, aber ich weiß, dass er stolz auf mich wäre.

 

11.   3 Dinge, die zu einem perfekten Tag dazu gehören?

 Sonne, Gesundheit und Bücher

 

12.   Welcher Film bringt dich zum Lachen und welcher zum Weinen?

 Zum Lachen: Galaxy Quest – Planlos durchs Weltall

Zum Weinen: Hängt von der Tagesform ab. Früher war‘s mal Bambi ...

 

13.   Welches Buch kannst du uneingeschränkt empfehlen und warum?

 Da kann ich mich nie entscheiden. Es gibt so viele tolle Bücher!

 

14.   Lebensmotto?

Leben und leben lassen. Und wenn etwas schiefläuft: Man weiß nie, wofür es gut ist.

 

15.   Was würdest du deinen Lesern gerne einmal sagen?

 Vielen Dank, dass ihr meine Bücher lest! Ich bin wirklich glücklich, wenn ihr dabei genauso viel Freude habt, wie ich beim Schreiben.

 

16.   Planst Du Deine Bücher immer von Anfang bis Ende oder verselbstständigt sich ein Charakter auch mal?

 Ich plane schon von Anfang bis Ende – aber trotzdem büxt mir manchmal eine Figur aus und will unbedingt in eine andere Richtung. Dann muss ich mich fügen. Die Figur hat am Ende immer recht.

 

17.   Hast du selber schon mal die Orte/Gegenden bereist von denen Du in deinen Romanen so schreibst? Und was lässt Dich immer wieder solche Orte für Deine Romane auswählen?

 Wie oben erwähnt, ist mir die Recherche vor Ort ziemlich wichtig. Wenn das nicht machbar ist (zum Beispiel bei den Cotton-Romanen), dann bereise ich die Schauplätze zumindest mit Google Earth. Manchmal ist es aber auch umgekehrt – ich komme an einen besonderen Ort und mir fällt eine Geschichte dazu ein. Das ist mir zum Beispiel dieses Jahr in Schottland passiert. Mal sehen, ob ein Roman daraus wird.

 

18.   Wie gehst du mit negativen Rezensionen um?

 Wenn sie sachlich sind, denke ich darüber nach und versuche meine Lehren daraus zu ziehen. Wenn sie einfach nur beleidigend sind, hake ich sie recht schnell ab. Mein Fell ist im Laufe der Zeit dicker geworden. Man kann es ja nicht allen recht machen. Was den einen besonders gut gefällt, mögen die anderen gar nicht.

 

19.   Was magst du überhaupt nicht in Büchern?

 Da zitiere ich zum Abschluss mal Marcel Reich-Ranicki: Bitte keine Langeweile!

 

 

Liebe Anne, vielen Dank für das echt interessante Interview. Es war mir eine große Freude. Anbei die Bücher , die bisher von ihr erschienen sind.

  • Soko Dreisam

    Zeitreise Schwarzwald

  • Sechs Fremde und ein Dackel

  • Glücksorte im Südschwarzwald

  • Die Madonnenlandbahn

  • Der Fluch des Blutaltars

  • Nützliche Reisetipps A-Z: Mallorca

  • Von Risiken und Nebenwirkungen (das kommt auf meine Wunschliste!)

  • Wer mordet schon am Rhein ?

  • Das Heilige Blut

  • Die tote Spur

  • Trauben rot, Liebchen tot

  • Was war los in Freiburg 1950-2000

  • Haus Sonnenschein

 Als Herausgeberin

  •  Schwarzwald morbid

  • Diebe, Mörder, Galgenstricke

  • Mörderisch im Abgang

  • Tannenduft & Totenglocken

  • Badische Grabschäufele

  • BreisSCHauer (Das steht schon auf meine Wunschliste :-D)

  • Breisgauner

  • Eintauchen, Abtauchen, Auftauchen (hört sich auch sehr interessant an)

  • Burgunder-Leichen

  • Die lange Tote vom Münsterplatz

Hörbücher

  • Heiße Tage auf Mallorca