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Sonntag, 12. Februar 2017

Verlagsinterview .. heute hermann schmidt



Auf meinen Blog gibt es ja inzwischen die Seite „Regal der besoneren Bücher“.  Da stelle ich meine persönlich besonders lesenswerte Bücher vor.  Dazu zählt auch ein Buch ,das man mit den Fingern liest. So wie bei Blindenschrift. „Streichellabyrinthe“ so der Titel des besonderen Buches. Und genau dieses Buch – welches ich auch später auf der Seite vorstellen möchte – kommt von einen besonderen Verlag – mit besonderne Büchern. Ich liebe diesen Verlag. Schon allein das Verlagsverzeichnis ist lesenswert, anders als andere Verlagsverzeichnisse mit Neuerscheinungen. Es ist, wie soll ich es ausdjrücken, ein Erlebnis.
Aber um welchen „geheimnisvollen“ Verlag handelt es sich den nun? Es geht hier um den Verlag hermann schmidt und seine besonderen Bücher. Frau Karin Schmidt-Friderichs war so nett und hat mir Rede und Antwort gestanden und mir ihren Verlag einmal vorgestellt:

(P.S. Bitte nicht fragen, warum alles so "krumm und schief" ist. Ich weiß es nicht. die verdammte Technik hat mich mal wieder voll im Griff und in der Vorschau sieht alles sauber und ordentlich aus und dann.... Ich arbeite dran :-D )
·         Mögen Sie Ihren Verlag einmal in kurzen Worten vorstellen? Wie ist seine Entstehungsgeschichte?
Wir waren 1992 das erste mal auf der Buchmesse
Mit Büchern, die Bertram, mein Mann und Mit-GF des Verlages, als „Außendienst einer Druckerei gemacht hatte, um zu beweisen, was möglich ist. Die tolle Resonanz auf die Titel gab uns den Mut, aus diesem „Außendienst einer Druckerei“ einen Verlag zu machen. Das ist jetzt 25 Jahre her
Eine ungewöhnliche Geschichte und als DNA in den Büchern vielleicht noch spürbar. Ich selbst war zu diesem Zeitpunkt Architektin, auch das ungewöhnlich und vielleicht noch spürbar, denn Bucharchitekten werden wir häufig genannt

·         Seit wann gibt es den Verlag?
       wir zählen ab Oktober 1992.

·         Wievielte Mitarbeiter hat dieser Verlag?
       im Moment sind wir mit Praktikant*innen und Aushilfen ca. 15 Mitarbeiter*innen, davon aber einige Teilzeit, befristet und frei.

·         Wie sieht ein normaler Arbeitstag bei Deinem Verlag aus?            
      Bertram kommt um 8.00, dann ist Maria Maierhofer, sine Herstellungsmitarbeiterin schon da und die beiden besprechen, was es an Telefonaten und Mails an Drucker, Buchbinder und andere Lieferanten zu tun gibt, was läuft, was nicht läuft und was der Tag bringen soll.
      Gegen 9.00 kommen unsere Kreativ-Praktikant*innen und Bertram bespricht die jeweiligen To Dos, dann setzt er sich an Projekte und betreut sie in Inhalt und Form. Ihm verdanken wir letztlich die Bücher, er ist Kopf und Herz des Verlages
      Um 9.00 beginnt das Marketing- und Vertriebsteam, wir bearbeiten Bestellungen, telefonieren mit Handelspartnern, beantworten Presseanfragen. Das ist mein Bereich. Also alles, was dazu angetan ist, den Büchern den Weg zum Kunden zu ebnen. Daneben betreue ich inzwischen auch eigene Projekte, zum Beispiel die Kunst, ein kreatives Leben zu führen ist „mein“ Projekt gewesen. Aber das muss meist bis zum „Feierabend“ oder „Wochenende“ warten…

·         Was ist das Besondere an diesem Verlag?  
i     Ich glaube, man spürt den Büchern an, dass wir die persönliche Leidenschaft für Typografie, Gestaltung und schöne Bücher zum Beruf gemacht haben, also letztlich unser Hobby. Zumindest bekommen wir diese Liebe zum Detail oft rückgemeldet.
      Und weil wir die nur leben können, wenn wir klein, dynamisch und nahbar bleiben, haben wir vor vielen Jahren beschlossen, NICHT zu wachsen. Das kennt die Wirtschaft eigentlich nicht, aber es ermöglicht uns, mit Autor*innen nach einem Konzept-Meeting auch den Abend zu  verbringen – und da entstehen dann oft die besten Ideen. Es ermöglicht uns, unsere Handelspartner persönlich zu kennen und eben ein bisschen näher am Geschehen zu sein als wenn ein großes Team für dies und jenes immer erst ein Meeting einberufen muss. Bei uns wird vieles spontan am Stehtisch im Büro entschieden. Und vieles einfach ausprobiert.
·         Werbung für den Verlag, wie gestaltet diese sich?
      Klassische Werbung im Sinne von Anzeigen machen wir nicht, dafür haben wir kein Budget. Wir halten viele Vorträge im Handel, an Hochschulen, in Agenturen, da bin ich eigentlich ständig on the road. Wir nutzen Social Media und wir bringen  alle zwei Jahre ein schönes Verlagsverzeichnis raus, von dem einige Kreative sagen, es sei ein Sammlerstück ;-)
(     (Stimmt, da kann ich nur zustimmen. Denn man merkt, das der Verlag Hermann Schmidt hier wirklich dieses Verlagsverzeichnis der Neuerscheinungen mit Herz und Liebe gestaltet haben.)

·         Gibt es einen Schwerpunkt bzw. eine bestimmte Genre in Bezug Bücher in Deinem Verlag? Z. B. Krimis, Kinderbücher oder Romantik?
     Alles, was Kreativen in Grafikdesign und visueller Kommunikation Nutzen und/oder Freude bringt.

·         Thema Buchmessen? Wie steht der Verlag zu Buchmessen?
       Schwierig: Leipzig lieben wir. Frankfurt ist wichtig für die internationalen Kontakte und Lizenzen, wird aber immer teurer und jedes Jahr fragen wir uns, ob es das auf Dauer noch bringt. Und dann gehen wir doch wieder hin – und fragen uns danach wieder…
       Daneben gehen wir viel auf kleine Messen, die spezialisiert sind.

·         Durch wie viele Hände geht ein Buch auf seinem Weg vom Schriftsteller bis hin zur Veröffentlichung?
      Die ersten Hände sind normalerweise meine, ich schaue, ob ich mir vorstellen kann, dass das  Konzept unsere Zielgruppe begeistern kann.
       Dann präsentiere ich es Bertram.
      Wenn ich da überzeuge, treffen wir den oder die Ideeninhaber*in.
      Dann schauen wir, ob wir miteinander können und wollen und entscheiden, wie wir miteinander
      arbeiten wollen.
      Meist sind unsere Autor*innen selbst Gestalter, sonst suchen wir eine*n Gestalter*in
      Dann kommen die Material-Lieferanten, Drucker, Buchbinder, Veredler ins Spiel, die jeweils ihren Teil zum schönen Buch beitragen.
      Und wenn es dann endlich vorliegt, gehen wir vom Vertriebsteam auf Reisen in den Handel, hoffen auf positive Resonanz der Händler*innen und daneben versuchen wir noch, Journalist*innen und Blogger beiderlei Geschlechts und unterschiedlicher Interessen zu begeistern. Es sind viele Hände, die am Erfolg beteiligt sind…

·         Wie kommt der Preis von einen Buch zustande?
      Wir überlegen, wer warum welchen Nutzen daraus ziehen kann und was ihm oder ihr dieser Nutzen  wert ist. Das ist mein Approach. Bertram kalkuliert die Herstellkosten und kommt von da zu einem wirtschaftlich vertretbaren Ladenpreis. Wenn wir uns treffen ist es gut, wenn nicht hat das Buch ein Problem. Witzigerweise ist das ein Indiz dafür, ob der Nutzen wirklich klar ist

·         Wie sehen Sie das Verhältnis von E-Books und gebundenen Büchern?  Gibt es vielleicht bald keine gedruckten Bücher mehr? Oder ist so ein E-Books eine gute Ergänzung?
      Bei uns ist das stoffliche  sehr wichtig, wir bleiben beim gedruckten Buch. In anderen Bereichen des Lesens wird es unserer Meinung nach ein Nebeneinander von Print und E-book geben. In wieder anderen wird das gedruckte Buch verschwinden.
      Wir glauben, dass sich das zurechtruckeln wird…
       (Ganz ehrlich, diese Bücher kann man nicht als E-book lesen!!)

·         Was zeichnet in Ihren Augen ein gutes Buch aus?
       Zu allererst der Inhalt. Wenn der nichts ist, braucht es kein Buch. Dann aber auch die Gestaltung und die äußere Form. Ein schönes Buch ist mehr als die Summe seiner Seiten, davon bin ich überzeugt. Und daran arbeiten wir. Mit Leidenschaft.

·         Wie viele Autoren arbeiten derzeit Ihren Verlag?
aktuell an Büchern?

      Wir machen maximal 20 Titel im Jahr. Manche arbeiten deutlich länger al ein Jahr am Buch. Manches startet toll, wird dann aber nichts. Ich würde schätzen, dass wir im Moment ungefähr 30 bis 45 Projekte in völlig unterschiedlichen Projektständen betreuen.
      Manche haben mehr als eine*n Autor*in:
      Also arbeiten wir mit bis zu 50 Autor*innen. Das erschrickt mich jetzt selbst, aber so wird es sein.

·         Gibt es Autoren, von denen Sieunbedingt mal gerne was verlegen würdest?
       Ja klar!
      Es gibt ganz viele Kreative, die wir bewundern. Manche davon wissen noch gar nicht, dass wir sie gern zu Autor*innen von Schmidt machen würden, andere ahnen das, kommen aber im Moment nicht zum schreiben, wieder andere wissen das, sind aber woanders unter Vertrag. Wir sprechen aber niemanden an, um ihn oder sie abzuwerben. Das finden wir plump.

·         Welche Voraussetzungen muss für Dich ein Manuskript erfüllen, damit es in die engere Auswahl für eine Veröffentlichung gelangt?
      Siehe oben: ich muss das Herzklopfen der Zielgruppe spüren und das Kribbeln in kreativen Köpfen vor mir sehen wenn ich das Konzept anschaue

·         Wie unterstützen Sie die Autoren in Bezug auf Werbung?
      Das ist sehr unterschiedlich und hängt von den persönlichen Zielen der Autor*innen ab. Klassische Werbung machen wir ja nicht, aber einigen haben wir den Weg zur Professur geebnet, andere auf die Bühnen von Konferenzen geebnet und wieder andere in der Presse ziemlich gehypt

·         Wie kommen die Autoren auf den Verlag / bzw. zu diesen Verlag? Welche Kriterien sind da auschlaggebend?
      Wir versuchen, in unserer Szene so bekannt zu sein, dass potentielle Autor*innen uns auf dem Radar haben.

·         Wie sieht die Zukunft aus oder wie könnte die Zukunft aussehen?
      Ich hoffe, sie bringt uns weiter kreative und gute Autor*innen und neugierige und für unsere Projekte offene  Händler*innen, Journalist*innen und Kunden

·         Ihre  Buchempfehlung für die Leser?
     Unser nächstes Verlagsverzeichnis  ;-)  Kommt zur Buchmesse im Herbst! (freu!)

·         Und zu guter Letzt, gibt es ein besonderes Erlebnis im Verlag /vom Verlag?
       Jeden Tag.
       Mit so vielen Kreativen zu arbeiten bringt wirklich täglich ganz viele Höhepunkte. Manchmal schicken uns Kunden Schokolade oder andere nette Grüße, weil sie sich so über ein Buch gefreut haben, manchmal überraschen uns große Medien, von denen wir nie zu hoffen gewagt hätten, dass sie uns überhaupt wahrnehmen mit einer Besprechung, manchmal kommt ein Material-Lieferant mit genau dem Einband-Material, von dem wir geträumt haben. Manchmal kommen ehemalige Praktikant*innen vorbei, die inzwischen irgendwo Tolles gelandet sind und schauen einfach mal rein. Manchmal spielt einem ein Freund einfach so beim Frühstück im Freien eine tolle Idee zu – und daraus wird ein Bestseller wie an apple a day, unser Apfelkalender.
Apfelkalender1_DruckDa sind wir wirklich verwöhnt mit kleinen und großen Höhepunkten. Das gibt übrigens die Kraft, eine 60-Stunden-Woche bei relativ geringem Verdienst durchzustehen. Unsere Währung ist die Begeisterung.



Vielen lieben Dank Frau Schmidt-Friderichs für den tollen Einblick in Ihren Verlag. Wer also auf der Leipziger Buchmesse ist oder auch auf der Frankfurter, der sollte unbedingt da mal vorbeischauen. Und sich verzaubern lassen von den besonderen Büchern!




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