In
der letzten Ausgabe von „Das Kriminalmagazin“ bin ich auf einen Beitrag
gestoßen, wo es um zwei Polizeibeamte von Schweinfurt ging. Das hat mich sehr
interessiert und dachte mir, da würde ich gerne mehr erfahren von den Beiden.
So kam es, dass ich ein wenig hinter der Person Hajo Lehr schauen möchte und
hab daher ein paar Fragen gestellt. Vielen Dank dafür, das Sie sich die Zeit genommen haben.
- Sie sind Polizeibeamter in Ruhestand. Wie kam es zu dem Beruf, diesen Werdegang.
- Ich war kein bequemer Schüler und ging auch nicht gerne zur Schule. Als ich bei einer Werbeveranstaltung der Bayerischen Polizei den Film aus der damaligen Serie „ISAR 12“ sah, in welchem die beiden Funkstreifenbeamten am Fasching das Kind aus der Isar retteten, bewarb ich mich zusammen mit einem Klassenkameraden, wurde zum Test eingeladen, habe diesen bestanden und habe dann im Oktober 1971 mit der Ausbildung begonnen.
- Warum gerade diese Richtung
- Ich wollte nicht zur Bundeswehr, hatte von der Schule „die Nase voll“, die Bezahlung war nicht schlecht und der Job war krisensicher.
- Sie sprachen oft ja mit Tätern. Hatten Sie da auch schon mal Angst, diesem gegenüber zu sitzen?
- Den Tätern gegenübersitzen gehört nun mal zum täglichen Job. Bis man ihnen gegenüber sitzt, muss man sie aber erst mal ermitteln und festnehmen. Zum Zeitpunkt der Vernehmung, also wenn man ihnen gegen über sitzt, hat man keine Angst. Angst kam manchmal in akuten Situationen vor, aber das ist auch gut so, denn durch dieses natürliche Gefühl wird man vorsichtig und behält kühlen Kopf.
- Was war der Fall, der Ihnen am meisten im Gedächtnis geblieben ist, oder am längsten?
- Diese Fälle habe ich in meinem ersten Buch „Guten Tag, sind Sie die Witwe Meier?“ niedergeschrieben. Es gibt aber auch noch einige Fälle, in denen ich Leuten in prekären Situationen wirklich helfen konnte. Solche Sachen bleiben dann positiv im Gedächtnis.
- Wie kam es dazu, Bücher über Ihre Arbeit zu schreiben?
- Grundlage der „Witwe Meier“ war die Geschichte von der „Polizistenweihnacht“, ein Ereignis, das ich für aufschreibenswert hielt, weil es einfach nicht in Vergessenheit geraten soll. Viele Gespräche mit Kolleginnen und Kollegen drehten sich um einschneidende oder belastende Einsätze und so entschloss ich mich nach meiner Pensionierung, mir solche Erlebnisse „von der Seele zu schreiben“.
- Wie sah Ihr Arbeitsalltag aus?
- 2 ½ Jahre Ausbildung bei der Bayerischen Bereitschaftspolizei. 28 Jahre Streifendienst. 4 Jahre Funksprecher in der Einsatzzentrale. 9 Monate Innendienst im Schichtbetrieb. 6 Jahre Freistellung als Personalrat.
- Was taten Sie, um von Ihrer Arbeit abzuschalten?
- Sport, Reisen, geordnetes Familienleben.
- Gab es auch positive Erlebnisse mit Tätern?
- Ja. Manchmal gab es ein „Danke“ auch von Tätern!
- Wie reagierten die Menschen auf Sie, wenn Sie sich mit Ihrem Beruf vorstellen?
- Unterschiedlich. Oft zurückhaltend, manchmal neugierig, auch ablehnend.
- Verfolgten Sie das Ende der Fälle?
- Ja, sonst wäre man ja ein schlechter Polizist!
- Wie schafften Sie es, unvoreingenommen und neutral zu arbeiten?
- Das bringen der tägliche Dienst, die eigene Erfahrung und die Erfahrung der älteren Kollegen mit sich. Außerdem hat man ja klar definierte gesetzliche Vorgaben.
- Welche Art von Menschen kann Ihnen noch Angst machen?
- Religiöse Fanatiker.
- Ist es Ihnen manchmal unangenehm gewesen Tätern gegen über zu sitzen, die schwere Verbrechen begangen haben?
- Ja.
- Was machte für Sie Ihre Arbeit so besonders?
- Die Abwechslung, das große Spektrum, die Kollegialität.
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