Soko Erle - Der Mordfall Carolin G. Ich denke, einige
werden sich an den Fall erinnern. Den Joggerinnen-Mord. Walter Roth war dort
der Polizeisprecher der Soko. Gerne würde ich daher ein wenig hinter der
Person Walter Roth schauen und habe dem Ex-Polizisten
und Pressesprecher der Freiburger Polizei ein paar Fragen gestellt. Quelle:Patrick Seeger/dpa
- Sie waren Kommissar und Pressesprecher und beschäftigten sich mit unter anderen Mordfällen. Wie kam es zu dem Beruf, diesen Werdegang.
Die Wahl des Polizeiberufes im Jahre 1975 war eher ein Gang ins Ungewisse. Es gab damals nicht annähernd die Berufsinformationen wie heutzutage. Bereut habe ich den Entschluss nie. Der Polizeiberuf ist so vielfältig, dass man eine Sparte findet, in der man sich wohlfühlt und seine eigenen Stärken einbringen kann. Bei mir war das über viele Jahre hinweg die polizeiliche Prävention, später dann die Pressearbeit, die mich sehr erfüllt hat und mit der ich mich vollständig identifizieren konnte.
- Hatten Sie als Kind immer den Wunsch zur Polizei zu gehen?
Nein. Ich wollte eigentlich Fußballer oder Journalist werden.
- Warum gerade diese Richtung?
Ist jetzt Polizei gemeint oder meine ursprünglichen Berufswünsche ...?
Ich wollte anfangs lediglich eine sichere Anstellung beim Staat. Parallel hatte ich mich noch beim Zoll (heute Bundespolizei) beworben und auch eine Zusage erhalten. Nach Abwägung habe ich mich dann für die Landespolizei entschieden. Eine gute Wahl!
- Was machte für Sie Ihre Arbeit so besonders?
Der Umgang mit Menschen. Im Bereich der Prävention war es über viele Jahre hinweg die Möglichkeit, kreativ zu sein und Projekte zu entwickeln und zu begleiten. Später als Polizeisprecher war es die Zusammenarbeit mit den Journalisten als Bindeglied zwischen den Medien, den Ermittlern und der Bevölkerung.
- Sie haben ja s oft ja mit Tätern gesprochen. Hatten Sie da auch schon mal Angst, diesem gegenüber zu sitzen?
Nein, das hat man nicht.
- Lehnten Sie Fälle ab?
Soweit kommt es eigentlich nicht. Man bespricht im Vorfeld die Sachbearbeitung und findet immer eine geeignete Rollenverteilung. Das ist polizeiliches Basis-Miteinander. Aus den Fällen, die man anfangs vielleicht mit Unbehagen angegangen ist, hat man oft am meisten gelernt.
- Was war der Fall, der Ihnen am meisten im Gedächtnis geblieben ist, oder am längsten?
Kein bestimmter Fall – aber Fälle, bei denen Kinder zu Schaden kamen, bleiben hängen. Als Familienvater fällt es da schwerer abzuschalten, als bei anderen Ereignissen.
- Wie sah Ihr Arbeitsalltag aus?
Völlig unterschiedlich in den verschiedenen Arbeitsbereichen. Die Beantwortung würde den Rahmen hier sprengen. Oder Sie fragen speziell nach einem Bereich ...
- Was taten Sie, um von Ihrer Arbeit abzuschalten?
Nichts Besonderes. Man nimmt die Fälle in der Regel nicht „mit nach Hause“. In meinen über 44 Jahren als Polizist ist mir das meistens problemlos gelungen. Dort, wo es nicht der Fall war, hatte ich auch das Bedürfnis, es mit meiner Frau zu besprechen. Das war dann auch wichtig, kam aber sehr selten vor. Ich denke, in diesem Punkt unterscheidet sich der Polizeiberuf nicht unbedingt von anderen Berufen.
- Gab es auch positive Erlebnisse mit Tätern?
Das würde ebenfalls den Rahmen sprengen. Jeder Polizist könnte mit seinen Erlebnissen im Umgang mit Straftätern ein Buch schreiben, in dem viele Dinge - auch positive - drinstehen würden.
- Wie reagierten die Menschen auf Sie, wenn Sie sich mit Ihrem Beruf vorstellen?
Überwiegend respektvoll. Der Polizeiberuf hat in Deutschland ein gutes Ansehen.
- Verfolgten Sie das Ende die Fälle?
Selbstverständlich. Man will wissen, was aus einem Fall wird. Meist tritt man ja in der Gerichtsverhandlung – sofern es eine gibt – als Zeuge auf und bekommt „das Ende“ so auch mit.
- Wie schafften Sie es, unvoreingenommen und neutral zu arbeiten?
Das ist eine Grundvoraussetzung als Polizist. Da der Grundsatz der Neutralität innerhalb der Polizeiorganisation verankert ist, hat man ihn als junger Beamter bald in seine DNA übernommen. Jeder verantwortungsvolle Polizist möchte zu gerechten Ergebnissen kommen und einen respektvollen, fairen Umgang mit allen Beteiligten pflegen.
- Welche Art von Menschen kann Ihnen noch Angst machen?
Angst kann vielseitig sein. Im klassischen Sinne gemeint, machen mir persönlich keine Menschen Angst.
- Ich habe gelesen, dass Prävention Ihnen am Herzen liegt. Erzählen Sie mir bitte mehr darüber
Es gibt viele Bereiche, in denen man durch gezielte Präventionsangebote späteres Fehlverhalten verhindern kann. Zum Beispiel eine früh angesetzte Suchtprävention, oder Themen wie Eigentum, Respekt, Selbstvertrauen oder Empathie können einen jungen Menschen auf den rechten Weg bringen bzw. in dort belassen. Leider ist nicht messbar, wie viele Menschen einer Zielgruppe man durch Prävention von späterer Delinquenz abgehalten hat. Aber ich bin davon überzeugt, dass Präventionsprojekte, insbesondere an Schulen und Jugendeinrichtungen, großflächig wirken. Ein wichtiges Feld ist in der jüngsten Vergangenheit die Seniorenprävention geworden. Es ist unfassbar, mit welcher Dreistigkeit und Rücksichtslosigkeit manche Straftäter älteren Menschen ans Ersparte gehen, insbesondere durch Trickbetrügereien und Ausnutzen von Arglosigkeit.
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